Über das literarische Interesse von
Dorfkindern
Examensarbeit zur 1. Prüfung für das
Lehramt an Volksschulen
Dozent: Verfasserin:
Prof. Dr. Zietz Rose-Marie
Rodenstein
März
1963
Gliederung
A. Entwicklung des Kindes
I. Allgemein
II. Auf dem
Lande
B. Untersuchungen über das literarische
Interesse bei den Schulkindern des Dorfes Eilum
I. Das Dorf Eilum und seine Einwohner
II. Die Schulkinder in Eilum
III. Die Untersuchungen
a)
Interesse am
Buch überhaupt und tägliche Lesezeit der
Kinder
b)
Die
Einstellung der Eltern zur Lektüre der Kinder
c)
Der Bücherbesitz der Eilumer Kinder
d)
Das Interesse
an einzelnen Buchtypen
1.
Interesse an
Märchen
2.
Interesse an
Tiergeschichten
3.
Interesse an
Comic strips
4. Interesse an Sagen
5. Interesse an Abenteuergeschichten
6. Interesse an Mädchenbüchern
7. Interesse an Groschenheften
8. Interesse an Jugendbüchern
e) Das
Interesse an Zeitungen
1.
Interesse an
Illustrierten
2.
Interesse an
Tageszeitungen
f) Die Stärke des Interesses an den verschiedenen Buchtypen in den
einzelnen Jahrgängen, errechnet aus dem in vier Wochen gelesenen
Stoff
IV. Untersuchungen mit dem Bücherkatalogtest von M. Tramer
a)
Aufbau und
Sinn des Testes
b)
Bücherkatalog
c)
Die
Ergebnisse
C. Zusammenfassung
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
A. Die Entwicklung
des Kindes
I.
Allgemein
Charlotte
Bühler sagt, dass wir den Lebenslauf des Menschen als einen kontinuierlichen
Prozess verstehen müssen, als Vorgang, als Bewegung.1) In diesem
Prozess lassen sich mehrere Phasen erkennen, deren Symptome sich bei jedem
Menschen mehr oder weniger zeigen.
Zum
Zwecke dieser Arbeit interessieren uns nur die Phasen zwischen dem sechsten und
vierzehnten Lebensjahr, doch seien hier die beiden ersten Phasen vor dem
Eintritt in die Schule kurz erwähnt, so wie sie Charlotte Bühler dargestellt
hat:
"In
der ersten Phase des ersten Lebensjahres führt die Bewegungsgestaltung zu
personaler Zentralisation der Antriebe und im Objektiven zur Erfassung der Dingeinheit." 2) '
"In
der zweiten Phase des zweiten bis vierten Lebensjahres werden in Akten der
Setzung und der persönlichen Stellungnahme Sinn und Wert realisiert." 2)
Mit den
folgenden Phasen soll sich hier nun eingehender beschäftigt werden. Die dritte
Phase dauert vom fünften bis zum achten Lebensjahr und "bringt in harmonischem
Einklang der persönlichen Einordnung in Gemeinschaft und der Hingabe an
Material Pflicht und Leistung, Arbeit und Werk." 3) Wir treffen
in dieser Phase ein Kind an, dessen Denken sich langsam vom Märchenhaften und
Magischer zum Realistischen entwickelt. Mit sechs Jahren ist das märchenhafte
Denken noch am stärksten. Die vorherrschende Tätigkeit des Kindes ist das
Spiel. "Im Illusionsspiel kommt die Bereitschaft zu phantastischer
Einfühlung, im Bewegungsspiel der Bewegungsdrang des selbständiger gewordenen
Kindes zum Ausdruck." 4) Noch ist das physiognomische Weltbild
nicht ganz verschwunden, so zeigt sich doch schon ein erwachender Realismus.
Auch entwickelt das Kind jetzt Interesse für eine Tätigkeit. Das heißt, dass es
nicht mehr nur für kurze Zeit an eine Sache gefesselt wird, sondern dass es
sich einem Sach- oder Arbeitsgebiet aktiv zuwendet. Allerdings erschöpft sich
dieses Interesse oft in einem gefühlshaften Beteiligtsein, es fehlt ein Urteilen und Kritisieren, ein klares Abwägen nach innen und außen. 5)
Die
sechs- bis neunjährigen Kinder fühlen sich am meisten vom Märchen angezogen,
denn es kommt dem Hunger des Schulkindes nach Erlebnissen und neuen Eindrücken,
nach Spannung und Abwechslung entgegen, wobei alles in eine Wunderweit verlegt
ist, die von dem größten Teil der Kinder kritiklos angenommen wird. Daher nennt
Charlotte Bühler diese Phase "das Märchenalter".6) In
einem Punkt sind sich aber die für diese Arbeit herangezogenen Psychologen
nicht einig. Hansen sagt, dass die Grimmschen Märchen der Urform des Märchens,
dem Zaubermärchen, nahestehen, "dessen ganzer
Ablauf unter der Leitung von unverständlichen Kräften und Dämonen steht, und
daher keinen Raum für menschlich überlegte und motiviert« Handlung lässt. Ein
Kind kann aber das Menschliche nachfühlen und lehnt daher die Märchen der
Brüder Grimm ab." 7)
Charlotte Bühler dagegen meint, daß gerade das
Außergewöhnliche und Wunderbare die Kinder fesselt,
so daß die Grimmsehen Märchen von den Kindern gern
gelesen werden. 8) Vielleicht ist dieser Unterschied daraus zu
erklären, dass Hansen seine Beobachtungen eine Reihe von Jahren später gemacht
hat, und dass sich im Laufe der Zeit die Interessen der Kinder gewandelt haben.
- Das Interesse am Märchen wird von beiden Geschlechtern geteilt, doch tritt es
bei den Mädchen stärker hervor und dauert länger an.
Zwischen
dem neunten und zehnten Lebensjahr erfolgt bei den Kindern eine deutliche
Umstellung, womit die Kinder in die vierte Phase eintreten, die
"einerseits die Zuwendung zum Objekt im stärksten Aufschwung der Wissbegier
zu wissensdurstiger Intention auf die Wirklichkeit, andererseits die erste
Intention auf persönliche Freiheit zur Aufhebung des Ich bringt." 9) Während dieser
Phase, die vom neunten bis zum dreizehnten Lebensjahr dauert, zeichnen sich die
Kinder durch eine besondere Wissbegier aus, wobei der Akzent auf den Begriff
und Tatbestand der Wirklichkeit gelegt wird. "Die neue Einstellung bringt
eine Abwendung von der unmittelbaren sinnlichen Gegebenheit und eine Hinwendung
zu den erkennbaren Wirkungszusammenhängen." 10) Die Wirklichkeit wird jetzt überaus wichtig.
In dieser Periode unterscheiden sich auch beide Geschlechter wesentlich. Die
Jungen werden hauptsächlich von technischen Dingen angezogen, während die
Mädchen sich mehr für das Häusliche interessieren. Auf dem technischen Gebiet
sind die Jungen den Mädchen weit voraus. "Dieses Zurückbleiben hinter den
Knaben ist natürlich nicht als Entwicklungs-, sondern als Begabungsfaktor zu
deuten, da sonst in allen Punkten die Entwicklung der Mädchen der der Jungen
voraneilt, nicht nachhinkt." 11) Das Mädchen hat also zur
Wirklichkeitsbemeisterung vom spezifisch Technischen her keine Veranlagung,
während es in vielen anderen Gebieten dem düngen überlegen ist.
Im
Spiegel der literarischen Interessen der Kinder sehen wir erst einmal einen
Umschwung vom Märchenalter zum "Robinsonalter", 12) dann
aber auch eine
Scheidung
der Interessen von Mädchen und Jungen.
Die
Kinder wenden sich vom Märchen ab, weil sie "bloß Märchen" sind, in
denen doch alles "nicht wahr" ist. Die neue Lektüre wird dafür als
wirklichkeitswahr hingenommen. "Ihr Wirklichkeitsanspruch zeigt sich in
genaueren Orts-, Landschafts- und Milieubeschreibungen, in einer genauen zeitlichen
Abpassung der aufeinander bezogenen Handlungsabschnitte, vor allem aber darin,
dass magisch-dämonische oder göttliche Eingriffe gänzlich fehlen und das
Geschehen auf natürliche Kausalität, auf Tatkraft und Scharfsinn der handelnden
Personen zurückgeführt wird." 13)
Bei den
Jungen wird nun die Handlung in fremde Länder, ferne Zeiten, in Krieg oder
Fremdenlegion, Wildnis oder Kolonien verlegt. Die Idealgestalt des Jungen ist
der heldische Mensch, der in höchster Gefahr mit
Naturgewalten und wilden Menschen ringt, der manchmal unterliegt, zum Schluss
aber immer Sieger bleibt. Die Charaktere werden in Schwarz-Weiß-Manier nur in
groben Zügen dargestellt, sie stellen keine Anforderungen an das Verstehen und
psychologische Eindringen.
Die
Mädchen sind in der Auswahl ihrer Lektüre nicht so ausgeprägt wie die Jungen. Die
Mädchengeschichte tritt, zwar in den Vordergrund, doch liest das Mädchen
daneben noch. Märchen, auch Jungengeschichten, ja sogar Abenteuererzählungen,
während die Jungen nie Mädchengeschichten lesen. Diese Mädchengeschichten
spielen meistens im eigenen Land, in der Familie, in der Schule, auf Reisen
oder in der Jugendgruppe. Die Hauptperson ist oft ein Mädchen, das sich mit den
Schwierigkeiten der eigenen engeren Umgebung auseinandersetzt. In der
Vorpubertät genügen diese Kindergeschichten nicht mehr, und die Mädchen greifen
zur so genannten Backfischliteratur , die in ihrer
Qualität zur Kitschliteratur gehört. Sie enthält literarisch und pädagogisch
wenig Wertvolles, genau wie Groschenhefte von Tarzan, Akim, usw., die in diesem
Alter von den Jungen gelesen werden.
Bei den
Mädchen führt die Entwicklung von dieser Lektüre unmittelbar zur Novelle und
zum Roman der Erwachsenen, während für die Jungen die Abenteuerlektüre sehr
viel länger im Mittelpunkt bleibt.
Auch
beim Lesen der Zeitung zeigt sich ein Unterschied zwischen den Mädchen und den
Jungen. Die Mädchen lesen hauptsächlich Familienanzeigen, Witze und Unglücksfälle,
während sich die Jungen mehr für Sportnachrichten, Polizeiberichte und
Gerichtsfälle interessieren.
Nach
dem dreizehnten Lebensjahr treten die Jugendlichen in die fünfte Phase ein, die
bis zum neunzehnten Lebensjahr dauert. "Sie setzt in erster intendierender
Hingabe das Du und im Sachlichen über die Wirklichkeit hinaus intendiert sie
die Erkenntnis der Wahrheit.“14)
II. Auf dem Lande
Die Entwicklung eines Menschen hängt neben Anlage und Schicksal auch vom Milieu ab. Da das Land
eine andere Umwelt darstellt als die Stadt, ist es zu verstehen, dass sich ein Landkind anders entwickelt als ein Stadtkind. Paul Bode
sagt: "Was in der Umwelt an charakteristischen Sinngehalten liegt, wird
die Richtung angeben, in der die charakteristischen psychologischen
Eigenschaften des Landkindes liegen. 15)
Ernst Heywang, Hildegard
Hetzer und Paul Bode haben sich mit dem Milieu des Landkindes beschäftigt und sind zu folgenden unterschiedlichen Ergebnissen gekommen:
Paul Bode sieht im Landleben recht viel Gutes. Er
sagt, dass man schon aus. der Anlage und Bauart der Häuser den Geist der ländlichen Familie ersehen
kann. Die Gebäude zeigen starke Geschlossenheit, Verbundenheit mit
der Natur und starkes Erleben. Die Familie ist der ruhende Pol im Leben der
Landbewohner; daneben ist die Gemeinde eine große Gemeinschaft, in der
jeder seinen Platz hat und in der er sich geborgen fühlt. Die Arbeit ist der Lebensinhalt des Landbewohners, also etwas
Selbstverständliches und Gutes, das auch das Kind versteht. Das
Landkind muss schon früh bei der Arbeit helfen; doch hilft es gern, ja, es
drängt sich sogar dazu. Für das Spiel haben die
Erwachsenen kein Verständnis, doch das bedeutet den Kindern nicht viel. Sie
tun dafür lieber etwas Sinnvolles.
Ganz anders sehen jedoch Ernst Heywang
und Hildegard Hetzer das Milieu des Landkindes.
Sie stellen fest, dass die meisten
Wohnungen auf dem Lande sehr unzulänglich sind, da die Tiere
eine größere Wichtigkeit besitzen und daher am besten untergebracht
sein müssen. Die Wohnräume der Menschen sind
ungepflegt und düster.
Die Kleidung der Kinder ist meistens verlottert, und
eine "dauernd nachlässige und schmutzige Kleidung bedingt eine Seelenverfassung,
die Nachlässigkeit, Oberflächlichkeit und
Widerstandslosigkeit gegenüber schlechten und herabziehenden Einflüssen nur allzu leicht Aufnahme finden lässt" 16)
Der Gesundheitszustand der Landkinder ist sehr
schlecht, wie durch Untersuchungen festgestellt wurde. Und von Enthaltsamkeit
vom Alkoholgenuss will der Landbewohner weder für sich, noch für seine Kinder etwas wissen. Geistige Förderung haben die Kinder von zu Hause nicht zu erwarten. Oft
werden die Kinder allzu früh in die Rolle der Erwachsenen hineindrängt. Sie haben manchmal schon in vorschulpflichtigem Alter auf dem
Hof und auf dem Feld zu helfen, so dass keine Zeit zum Spielen bleibt. Die
Kinder können zwar noch keinen erwachsenen Arbeiter ersetzen,
doch werden sie als Helfer bei den vielen kleinen Nebenarbeiten sehr geschätzt. Spielzeug ist für die Kinder kaum
vorhanden, die Kinder gestalten selten aktiv ihre Spiele.
Aus diesen unterschiedlichen Auffassungen des
Milieus ergibt sich ein jeweils anderes Bild des Wesens eines Landkindes. Paul
Bode charakterisiert das Landkind folgendermaßen:
Das Landkind ist durch seine eigentümlichen Erbanlagen verschlossen. Sein seelisches Leben tritt nicht
an die Oberfläche, ist aber trotzdem reich und vielfältig. Das Landkind ist leicht zu leiten, ist aber auch leicht zu
beeinflussen. Es zeigt eine lebensbetonte und ursprüngliche Verbundenheit mit der Natur, die eine Voraussetzung für eine reiche Phantasietätigkeit ist. Leider
bleibt diese Anlage oft latent, doch braucht das Kind nur angeregt zu werden, um
eine Leistung auf dem Gebiet der Phantasie zu vollbringen. Seine Erlebnisfälligkeit ist unverbraucht. "Die im Landkind schlummernden ästhetischen Qualitäten sind dem Grundcharakter nach dieselben wie in
jedem anderen Kind." 17)
Doch hat das Landkind ein großes Plus den Stadtkindern gegenüber, indem es aus seiner
engen Verbundenheit mit der Natur schöpft. Aus dieser
Naturverbundenheit erwächst auch ein reiches religiöses Erleben, doch verschließt sich dieses den Augen
des oberflächlichen Beobachters. Nach außen hin sieht die Religiosität des Landkindes nüchtern, regelhaft und rational aus, doch schlummern schon im jüngsten Kind reiche Kräfte, die oft erst nach
der Pubertät zum Durchbruch gelangen. Die Entwicklung des
Landkindes ist dem Rhythmus des dörflichen Lebens angepasst, das bedeutet, dass sich das Landkind wesentlich langsamer
entwickelt als das Stadtkind. Die oben erwähnten Phasen treten also
später ein, was sich auch im Interesse an der Literatur
spiegelt. Das Märchenalter dauert oft bis ins elfte oder zwölfte Lebensjahr. Das Märchen ist bei den
Landkindern so beliebt, weil es der Struktur des ländlichen Lebens und Kindes entspricht. Da das Landkind eng mit
seiner Umgebung verwachsen ist, hat es kein Bedürfnis, einen anderen
Stoff zu lesen, Seine Sehnsucht geht noch nicht über die Grenzen der ländlichen Abgeschlossenheit hinaus. Sein Interesse an Abenteuern
und Heldentaten entsteht sehr viel später als bei einem
Stadtkind. Sagen liest es gar nicht, weil sein
Bildungsgrad geringer ist.
In allen diesen Punkten sieht Paul Bode einen Vorzug
gegenüber den Stadtkindern. Die Landkinder können sich ruhig und stetig entwickeln, sie sind nicht so leicht
abgelenkt, und da ihr Wissen nur gering ist, ist es umso tiefer.
Ernst Heywang und
Hildegard Hetzer sehen jedoch nicht nur Positives. Hildegard Hetzer setzt
entgegen, dass "in den Dimensionen der engeren Intelligenz
zwischen Stadt- und Landkind ein Unterschied nicht festzustellen ist.
Erhebliche Unterschiede finden sich aber im Bereich des
Intelligenztemperamentes." 18)
Das Denktempo der Landkinder ist langsamer, sie sind
schwer von einem eingeschlagenen Weg abzubringen. Doch bemühen sie sich in allen Dingen weit intensiver als die Stadtkinder,
wobei jedoch leicht eine Erstarrung eintritt. Das praktische Denken der Kinder
ist stärker entwickelt als das theoretische, bei den
Stadtkindern verhält es sich umgekehrt. Der Vorstellungskreis der
Kinder auf dem Lande ist sehr eng. Er beschränkt sich eigentlich auf
das dörfliche Leben, Werden und Vergehen in Feld und Flur,
Pflanzen und Vögel, Haustiere und wildes Getier aller Art. Der
Gesichtskreis des Stadtkindes ist dagegen erheblich weiter. Zur Kunst haben die
Dorfkinder kein Verhältnis, da niemand sich die Mühe macht, ihnen zu diesem Gebiet einen Zugang zu verschaffen. Auffallend
ist auch die religiöse Interesselosigkeit der Kinder. Die Eltern selber
haben eine denkbar unklare Vorstellung von religiösen Inhalten und können den Kindern nicht helfen. Der Geistliche versteht nur selten,
das Interesse der Kinder zu wecken. Daher lassen die Landkinder dieses Gebiet
einfach unbeachtet liegen oder finden es sogar lächerlich. Vor den
Erwachsenen haben die Kinder wenig Respekt. Das Spielen ist bei
den Landkindern sehr beliebt. Auch die Dreizehn- und
Vierzehnjährigen beteiligen sich noch gern an Kreis- oder
Singspielen, im Gegensatz zu gleichaltrigen Stadtkindern, die sich oft zu
erwachsen dünken.
Genau wie auf allen Gebieten eine Verspätung gegenüber den Stadtkindern festzustellen ist, trifft der
gleiche Tatbestand für die altersspezifischen Leseinteressen zu. Bilderbücher und Struwwelpeter werden noch von den Sieben- bis Zehnjährigen begehrt. Das Märchenbuch ist von den
Acht- bis Zwölfjährigen gefragt. Dann wenden sich beide Geschlechter
dem. Jungenbuch zu, da die Mädchen die Backfischliteratur ablehnen. Bei den älteren Schulkindern macht sich ein Absinken des Lesebedürfnisses bemerkbar. Die Schulentlassenen haben zum Buch keinerlei
Beziehung mehr.
In allen diesen Wesenszügen des Landkindes sehen Hildegard Hetzer und Ernst Heywang Vorteile und Nachteile. Da die Kinder nur wenigen
Reizen ausgesetzt sind, können sie sich ruhiger und sicherer entwickeln als
die Stadtkinder. Ihr Vorstellungskreis ist sehr eng, doch ist ihr Wissen von
den wenigen Dingen, die sie kennen, tiefer. Unter dem engen Vorstellungskreis
leidet jedoch die Phantasie der Kinder. Überhaupt entbehren sie
der Beweglichkeit und Frische des Geistes, doch sind sie wiederum dadurch
leichter zu leiten als die Stadtkinder. Auch sind sie in ihrer
Phantasielosigkeit viel nüchterner in der Wahl ihrer Lebenspläne, sie verlieren sich nicht so leicht in Unmöglichkeiten wie die Kinder der Stadt. Durch ihr praktisches Denken
stehen sie mit beiden Füßen auf dem Boden, doch sind sie leicht plump und
schwerfällig.
Ernst Heywang fasst seine Ergebnisse
folgendermaßen zusammen: "Es geht daraus hervor, dass in
manchen Beziehungen das Landkind den Altersgenossen der Stadt gegenüber im Nachteil ist. In vielen anderen Punkten ist es wieder überlegen." 19) "Die
Stadt- und Landkinder sind wohl gleichwertig, aber durchaus nicht gleichartig.“ 20)
B. Untersuchungen über das literarische Interesse bei den Kindern des Dorfes Eilum
I. Das Dorf Eilum und
seine Einwohner
Die Ergebnisse über das Leseinteresse bei
Kindern auf dem Lande beruhen auf einer Untersuchung in dem Dorf Eilum. Der Ort liegt fünf Kilometer von Schöppenstedt entfernt in einer Senkung zwischen Elm und Asse und
hatte zur Zeit der Untersuchung etwa 300 Einwohner. Zwar besteht eine
Busverbindung nach Schöppenstedt und Braunschweig, doch fahren die Busse nur
dreimal am Tag, so dass man sagen kann, dass Eilum weder ein abgeschiedenes Dorf, noch eine Kleinstadt
ist. Es nahm eine Zwischenstellung ein, die sich in allen Lebensbereichen
zeigt. Im Ort leben sieben Landwirte. Etwa 3/4 der arbeitenden Erwachsenen sind
als Melker und Landarbeiter bei diesen Bauern tätig. Der Rest arbeitet
bis auf den Lehrer, den Kaufmann, den Geistlichen und den Schmied
in der Stadt in Fabriken. Die Jugendlichen des Dorfes sind alle Pendler, keiner
erlernte einen landwirtschaftlichen Beruf.
Der Ort besaß zwar kein Kino, doch
nahezu alle Familien waren Eigentümer eines Autos, so dass die Eilumer Einwohner ständig die Möglichkeit hatten, in Schöppenstedt ein Lichtspieltheater zu besuchen. Bei einer Umfrage
ergab sich, dass 90 % der
Familien einen Fernsehapparat besaßen, dass jedoch nur 40 % eine Tageszeitung lasen.
Die Bevölkerung war größtenteils evangelisch, doch bestand wenig Interesse am kirchlichen
Leben. Der Geistliche des Dorfes wurde nur bei Taufen, Vermählungen und Todesfällen bemüht. Die sonntäglichen Gottesdienste wurden ausschließlich von den ältesten Einwohnern, meistens Frauen, besucht.
Die Schule in Eilum war
zwar einklassig, jedoch verließen jedes Jahr einige Kinder die Schule, um in
der Stadt Mittel- und Oberschulen zu besuchen. Zur Zeit dieser Untersuchung
waren sechs Kinder (drei Jungen und drei Mädchen) auf weiterführenden Schulen.
Die Stellung des Lehrers war ebenfalls nicht eindeutig:
die älteren Menschen und die geistig aufgeschlossenen erkannten den Lehrer und
seine Tätigkeit durchaus an, die jüngeren Einwohner des Dorfes und die
einfachen Arbeiter Standern dem Lehrer jedoch sehr kritisch gegenüber und
hielten ihn zum Teil für lästig und überflüssig, da die Schule ihnen die Kinder
als Arbeitskräfte entzog.
II. Die Schulkinder in Eilum
Während der Zeit der Untersuchungen für die vorliegende
Arbeit befanden sich 27 Kinder in der Schule, von denen 11 Jungen und 16 Mädchen
waren. Sie verteilten sich folgendermaßen auf die acht Schuljahre
1. Schuljahr: |
4 Kinder |
2. Schuljahr: |
5 Kinder |
3. Schuljahr: |
2 Kinder |
4. Schuljahr: |
5 Kinder |
5. Schuljahr: |
5 Kinder |
6. Schuljahr: |
3 Kinder |
7. Schuljahr: |
1 Kind |
8. Schuljahr. |
2 Kinder |
Nach dem Lebensalter aufgegliedert ergibt sich
folgendes Bild:
6 Jahre |
3 Kinder |
(3 Mädchen) |
7 Jahre |
4 Kinder |
(2 Mädchen,
2 Jungen) |
8 Jahre |
3 Kinder |
(1 Mädchen,
2 Jungen) |
9 Jahre |
1 Kind |
(1 Mädchen) |
10 Jahre |
5 Kinder |
(2 Mädchen,
3 Jungen) |
11 Jahre |
7 Kinder |
(4 Mädchen,
3 Jungen) |
12 Jahre |
1 Kind |
(1 Mädchen) |
13 Jahre |
2 Kinder |
(2 Mädchen) |
14 Jahre |
1 Kinder |
(1 Junge) |
Bei den Eltern der Kinder waren nur sieben Berufe
vertreten, und zwar: Melker, Landwirt, Landwirtschaftlicher Beamter,
Landarbeiter, Arbeiter, Dachdecker, Maurer, Gastwirt.
Tabellarisch gesehen:
Landwirt : 3
Landwirtschaftlicher Beamter: 1
Landarbeiter: 3
Melker: 11 Arbeiter: 4
Dachdecker: 3
Maurer: 1
Gastwirt: 1
18 Väter arbeiteten also in einem landwirtschaftlichen
Beruf, acht waren in der Stadt tätig, ein Vater war
gelernter Müller, betrieb aber jetzt eine Gastwirtschaft.
Die häuslichen Verhältnisse waren nur bei den wenigsten Kindern in Ordnung. Vier
Kinder waren vorehelich geboten und stellten in der Familie einen unerwünschten Außenseiter dar. Sechs Schüler wurden häufig zu Arbeiten im Stall und auf den Feldern herangezogen,
zum Teil schon vor Beginn des Unterrichts, so dass man von ausgesprochener
Kinderarbeit sprechen kann. Die Mehrzahl der Eltern kümmerte sich kaum oder gar nicht um ihre Kinder und deren
Verhalten. Nur bei den drei Bauernkindern und drei Kindern im 1. und 2.
Schuljahr konnte man deutlich einen positiven Einfluss des Elternhauses
wahrnehmen. Sie waren die einzigen, deren Hausaufgaben und Freizeitbeschäftigung kontrolliert und die zu geistiger Tätigkeit angeregt wurden. Ein großer Teil der Eltern
verhielt sich genau umgekehrt und versuchte, die Arbeit des Lehrers auf jede
Art zu erschweren. Die Kinder hatten jedoch alle großen Respekt vor ihrem Lehrer, allerdings nur, weil er sehr streng
war.
Da ich im vorigen Jahr in Eilum
mein Landschulpraktikum absolviert hatte und darüber hinaus noch acht Tage
mit den Kindern in der Heide war, kannte ich die Schüler recht gut. Dieser umstand wirkte sich bei meinen Befragungen
positiv aus, da die Kinder keine Hemmungen vor mir hatten und ich die Eigenarten
der Schüler kannte und meine Fragen auf jedes Kind individuell abstellen konnte.
Der geistige Stand der Kinder war meiner Meinung
nach normal. Es waren einige sehr intelligente Schüler dabei, einige waren
ausgesprochen minderbegabt, der größte Teil zeigte
durchschnittliche Leistungen, so dass die Ergebnisse meiner Untersuchungen
nicht die einer bestimmten Intelligenzschicht sind, sondern das Resultat einer
nicht ungewöhnlich zusammengesetzten Gruppe darstellen.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass von
mir nur 27 Kinder befragt wurden. Diese Zahl ist sehr klein, so dass die
Ergebnisse keine Allgemeingültigkeit besitzen. Sie gelten nur für das Dorf Eilum. In anderen Dörfern mag es vielleicht genauso aussehen, in manchen ganz anders.
III. Die Untersuchungen
Die Untersuchung in Eilum
bestand, aus zwei Teilen:
1. aus einer freien Unterhaltung über Buchbesitz,
tägliche Lesezeit, Interesse an einzelnen Buchtypen, Interesse an Zeitungen
und. gelesenen Stoff in den letzten vier Wochen.
2. aus einem Bücherkatalog-Test.
Die Kinder wurden einzeln befragt, um einmal ein
Nachreden und eine Kollektivmeinung zu verhindern, zum anderen, um ein besseres
Einstellen auf den einzelnen Prüfling zu ermöglichen. Während der Unterhaltung
wurden einige Notizen über die Aussagen der Kinder gemacht, die dann in den
Pausen zwischen zwei Schülern ergänzt wurden. Die Unterhaltungen verliefen
größtenteils recht zwanglos, da die Kinder mit Begeisterung bei der Sache
waren. Sie hatten noch nie an solcher Befragung teilgenommen, und so war die
ganze Angelegenheit eine Attraktion für sie.
Die Fragen wurden nicht bei jedem Kind in der gleichen
Reihenfolge gewählt, sondern ergaben sich jeweils aus der Richtung des
Gesprächs. Viele Kinder berichteten Einzelheiten sogar von selber, wenn sie nur
einen kleinen Anstoß erhielten. Nur bei zwei Kindern gestaltete sich die
Unterhaltung sehr schwierig, da sie offensichtlich misstrauisch waren. Doch
durch direkte Prägen konnten auch hier die notwendigen Tatbestände erfahren
werden.
Man darf unterstellen, dass die Aussagen der Kinder der
Wahrheit entsprachen, so dass die Ergebnisse das wirkliche Bild der Interessen
der Eilumer Kinder darstellen.
In der Literatur finden wir einige Berichte von ähnlichen Untersuchungen, so zum Beispiel bei Paul Bode und Hans
Fuchs, Charlotte Bühler und Hildegard Hetzer und Georg Morgenstern. In
dieser Arbeit sollen die Ergebnisse von Hildegard Hetzer und Georg Morgenstern
mit denen aus Eilum verglichen werden. Es wurden die
Resultate von Hildegard Hetzer gewählt, weil sie einmal
zeitlich am nächsten liegen (etwa 1o Jahre zurück), zum anderen, weil sie ebenfalls durch eine mündliche Befragung gewonnen wurden. Außerdem war die Anzahl der befragten Kinder nicht sehr viel größer als die Anzahl in Eilum, so dass die
Ergebnisse von Hildegard Hetzer für einen Vergleich am geeignetsten schienen.
Von ihr wurden befragt:
1.
42 Kinder
einer einklassigen Schule
2.
4o Kinder der
Grundschule einer mehrklassigen Landschule.
3. Zehnjährige Jungen aus dem dritten und vier-
Schuljahr.
Hildegard Hetzer hat ihre Ergebnisse in acht Punkten
zusammengefasst, die in dieser Arbeit jeweils vor den betreffenden
Abschnitten aufgeführt sind. Werden bei einigen Abschnitten keine
Ergebnisse von Hildegard Hetzer erwähnt, hat sie zu diesen
Gebieten keine Stellung genommen.
a) Interesse am Buch überhaupt und. tägliche Lesezeit der Kinder.
Hildegard Hetzer schreibt, dass bei ihren Untersuchungen
nur wenige Kinder das Lesen als Lieblingsbeschäftigung bezeichneten und
dass die meisten Kinder kein echtes Verhältnis zum Buch hatten.
Auch stellte sie fest, dass "die späte Kindheit als die Zeit
erscheint, in der die größte Aufgeschlossenheit für das Buch besteht und in der der Versuch, eine dauerhafte
Beziehung zum Buch zu stiften, am meisten Aussicht auf Erfolg hat." 21)
In Eilum wurden nur zum
Teil die gleichen Ergebnisse festgestellt.
50 % der Eilumer Kinder
gaben Lesen als ihre Lieblingsbeschäftigung an. Immer wieder
sagten die Kinder, dass im Dorf ja doch nur selten etwas "los"
sei und dass sie kein Geld hätten, dauernd in die Stadt zu fahren. Das Fernsehen
sei auch nicht immer interessant, und irgendetwas müssten sie ja tun. Dabei sei das Lesen immer noch am besten. Nur zwei
Kinder im dritten und vierten Schuljahr gaben an, gar nicht gern zu lesen. Sie
sagten, Spielen und Fernsehen sei viel besser, man brauche sich dabei nicht so anzustrengen.
Auch sei das Fernsehen abwechslungsreicher als das Lesen.
Der größte Teil der
Kinder in Eilum las jedoch gern. Nur war die
Begeisterung für das Lesen auf den einzelnen Altersstufen recht
verschieden.
Betrachtet man die Menge des gelesenen Stoffes in
einer bestimmten Zeit, so war diese bei den älteren Schülern natürlich am größten, da sie
am schnellsten lesen konnten. Vergleicht man jedoch die Zeit, die jedes Kind täglich mit Lesen ausfüllte, ergibt sich
folgendes Bild im Durchschnitt:
Tägliche Lesezeit der Kinder in Eilum:
6 Jahre: |
Täglich ¼ Stunde |
7 Jahre: |
Täglich ½ Stunde |
8 Jahre: |
Täglich ¾ Stunde |
9 Jahre |
Täglich 1 ½ Stunden |
10 Jahre: |
Täglich 1 Stunde |
11 Jahre: |
Täglich ¾ Stunde |
12 Jahre: |
Täglich 1 Stunde |
13 Jahre |
Täglich 2 Stunden |
14 Jahre: |
Täglich 2 Stunden |
Wir sehen, dass die tägliche Lesezeit bei den
sechsjährigen Kindern am kürzesten war, dann aber
bis zu den neunjährigen ständig größer wurde. Bei den zehn Jahre alten Kindern war sie jedoch plötzlich kleiner und sank auch bei den elfjährigen noch weiter ab. Die Kinder dieser beiden Altersgruppen
sagten, dass sie lieber draußen wären, um zu spielen oder auf den Feldern freiwillig
zu helfen. Auch sei ihnen jetzt von den Eltern erlaubt worden, allein nach Schöppenstedt zu fahren, und dort sei es ja viel interessanter als zu
Hause. Alle Kinder dieses Alters sagten: "Bei Regenwetter läuft bei uns den ganzen Tag der Fernsehapparat, da kann ich doch
nicht lesen. Und oft will ich auch gar nicht, weil das Fernsehprogramm viel
schöner ist.“ Die Illustrierten wurden jedoch gründlich gelesen, vor
allem der Fernsehteil. Viele Kinder wussten schon für eine ganze Woche im voraus das Programm auswendig. Bücher wurden von den Zehn-
und Elfjährigen auch gelesen, aber "nur ab und zu" oder abends vor
dem Schlafengehen. Am Tage hatten sie keine Zeit dafür, da gab es zu viel
anderes zu tun und zu sehen. Ganz anders sah es jedoch bei den älteren Kindern
aus, Sie sagten alle, dass sie viel lieber noch mehr lesen würden, doch müssten
sie oft ihren Eltern helfen und auch die Schularbeiten nähmen viel Zeit in
Anspruch, so dass sie jeden freien Augenblick zum Lesen ausnützen müssten, um
ihren Lesehunger zu stillen.
Es bestand jedoch ein Unterschied zwischen der
täglichen Lesezeit der Jungen und der der Mädchen. Mit sechs Jahren lasen Jungen
und Mädchen etwa gleichviel. Mit sieben Jahren lasen jedoch die Jungen sehr
viel mehr als die Mädchen. Die Jungen waren in diesem Alter schon recht
ehrgeizig im Hinblick auf ihre Lesefertigkeit. Sie sagten: "Ich will bald
gut lesen können, darum übe ich schon jeden Tag." "Ich will die
Zeitung lesen, damit ich weiß, was es im Fernsehen gibt." "Mein
Bruder hat viele Bücher, die ich so bald wie möglich lesen möchte, und da muss
ich eben viel üben."
Die Mädchen zeigten dagegen in diesem Alter noch
nicht diesen Ehrgeiz. Sie spielten lieber. Sie lasen hauptsächlich die
Übungsstücke im Lesebuch, die vom Lehrer aufgegeben wurden.
Bei den achtjährigen Kindern glich sich diese
Differenz aus, und mit neun Jahren lasen die Mädchen mehr als die Jungen.
Dann sank die tägliche Lesezeit bei beiden Gruppen
stark ab, um dann bis zum 14. Lebensjahr gleichmäßig anzusteigen.
b) Die Einstellung der Eltern zur Lektüre der Kinder
Hildegard
Hetzer sagt: "Die Erwachsenen haben wenig Verständnis für das
Lesebedürfnis der Kinder, doch ist dieses Verständnis zu wecken." 22)
Auch
diese Feststellung traf für die Eilumer Bevölkerung
nur teilweise zu.
Kein
Kind sagte, dass die Eltern etwas gegen das Lesen hätten, oder dass das Lesen
sogar verboten würde. Ganz im Gegenteil: die meisten Eltern spornten ihre
Kinder an, zum Buch zu greifen, jedoch größtenteils nicht des Lesens wegen,
sondern oft aus eigennützigen Motiven, zum Beispiel, um Ruhe zu haben oder um
die Kinder von einem anderen, unbequemen
Plan abzulenken. Einige Eltern hatten jedoch großes Interesse an der Lektüre
ihrer Kinder. Sie suchten die Bücher aus, lasen sie vorher und gaben sie den
Kindern nur in die Hand, wenn sie sie geeignet fanden. Nur wenige Eltern
kümmerten sich gar nicht um die Lektüre ihrer Kinder.
Nach
dem Gesichtspunkt des Interesses für den Lesestoff der Kinder kann man die
Eltern in vier Gruppen einteilen:
1)
Fünf Eltern der Eilumer
Schulkinder suchten den Lesestoff für ihre Kinder aus.
2)
Neun Eltern ließen sich die Bücher zeigen, die die
Kinder lasen und nahmen die ungeeignete Lektüre fort.
3)
Acht Eltern hatten ihren Kindern bestimmte
Bücher verboten (Liebesromane, Landserhefte, Comics, Kriminalromane), achteten
aber nicht darauf, ob ihr Verbot eingehalten wurde.
4)
Fünf Eltern interessierten sich überhaupt nicht für
die Lektüre ihrer Kinder.
Dem
Interesse der Erwachsenen an der Lektüre ihrer Kinder entsprach genau die
Einstellung zu ihrem eigenen Lesestoff:
Die
erste Gruppe war sehr anspruchsvoll in der Auswahl ihrer Lektüre. Die Kinder
nannten nur gute Schriftsteller, deren Bücher von den Eltern gelesen wurde. In der zweiten Gruppe fand man dagegen außer
wertvoller Literatur auch Bücher zweiten Ranges. Die dritte Gruppe las
überwiegend minderwertige Erzeugnisse, während die vierte Gruppe nur Comics und
Märchen oder gar nichts las.
c) Der
Bücherbesitz der Eilumer Schulkinder
Hildegard
Hetzer stellte bei ihren Untersuchungen fest, dass "der Buchbestand bei
den Landkindern gering ist, die Bücher zum Teil in schlechtem äußerem Zustand
sind und kein Niveau haben.“. 23)
Auch
diese Tatbestände trafen in Eilum nicht ausnahmslos
zu. Der Bücherbesitz der befragten Kinder war weit größer als der Buchbestand
der von H. Hetzer untersuchten Schüler. Nur drei Kinder gaben in Eilum an, überhaupt kein Buch zu besitzen. Diese Kinder
besuchten jedoch alle das erste Schuljahr, so dass sie noch nicht lesen
konnten, aber schon sämtlich Bilderbücher verschenkt
hatten, weil "Bilderbücher ja doch nur für ganz Kleine sind."
Je
älter die Kinder wurden, desto größer war auch ihr Buchbesitz.
Alle Sechsjährigen besaßen zusammen 6 Bücher,
alle Siebenjährigen besaßen zusammen
11 Bücher,
alle Achtjährige besaßen zusammen 4
Bücher,
alle Neunjährigen besaßen zusammen 20
Bücher,
alle Zehnjährigen besaßen zusammen 58
Bücher,
alle Elfjähriger besaßen zusammen 88
Bücher,
alle Zwölfjährigen besaßen zusammen 15
Bücher,
alle Dreizehnjährigen besaßen zusammen 25
Bücher,
alle Vierzehnjährigen besaßen zusammen 25
Bücher.
Die Summe war 252 Bücher.
Bei dieser
Aufstellung ist jedoch zu bedenken, dass sich in der Gruppe der zehn- und elfjährigen Kinder fast die
Hälfte aller Kinder befand, so dass die
Anzahl der Bücher in dieser Gruppe natürlich am größten war. Darum ist es aufschlussreicher, den durchschnittlichen
Bücherbesitz jeder Gruppe zu sehen.
Die
Sechsjährigen besaßen im Durchschnitt 2
Bücher,
die Siebenjährigen besaßen im Durchschnitt
3 Bücher,
die Achtjährigen besaßen im Durchschnitt
1 Buch,
die Neunjährigen besaßen im Durchschnitt 20 Bücher,
die Zehnjährigen besaßen im Durchschnitt 12 Bücher,
die Elfjährigen besaßen im Durchschnitt
11 Bücher,
die Zwölfjährigen besaßen im Durchschnitt
15 Bücher,
die Dreizehnjährigen besaßen im Durchschnitt 13 Bücher,
die Vierzehnjährigen besaßen im Durchschnitt
25 Bücher.
Genau
wie in der absinkenden täglichen Lesezeit der Zehn- und Elfjährigen begegnen
wir hier dem gleichen Phänomen, daß die zehn und elf
Jahre alten Kinder weniger Bücher besaßen als die neunjährige Schülerin. Nach
dem elften Lebensjahr besaßen die Kinder jedoch wieder eine größere Anzahl von
Büchern, wobei der Bücherbestand bei Mädchen und Jungen gleich groß war.
Von den
252 genannten Büchern entfielen 3o % auf die Märchenliteratur, und zwar zu
gleichen Teilen auf die alten Märchen, z.B. auf die der Brüder Grimm, und auf
neue. 20 % der Bücher hatten Handlungen mit Tieren zum Inhalt, "Heiner und
sein Wildpferd", "Petzi", "Fury", "Lassie",
"Der Löwentöter", "Der Tiger Kali". 20 % gehörten in das
Gebiet der Abenteuer und Entdeckungen. Genannt wurden Bücher von Karl May,
"Mit dem Hubschrauber über Afrika", "Unter den Indianern",
"Der alte Mann vom Berge", "Kalle Blomquist", "Stips spioniert", "Leder s trumpf " 10 %
waren Mädchenbücher wie "Manuela", "Gisel
und Ursel , die beiden Sportsmädel", "Elke,
der Schlingel", "Pucki". Der Rest
entfiel auf Kriegsgeschichten, historische Darstellungen, Reiseberichte und
technische Ausführungen. An erstklassiger Literatur wurde genannt: "Tom
Sawyer" von Mark Twain, "Jerry, der Insulaner" von Jack London,
"Das Totenschiff" von B. Traven, "Der Kampf der Tertia" von Wilhelm
Speyer, "Gullivers Reisen" von Jonathan Swift, "Die Dschungelbücher"
von Rudyard Kipling; an
Erwachsenenliteratur: „Der Glöckner von Notre
Dame" von Victor Hugo, "Die drei gerechten Kammacher"
von Gottfried Keller, "Ostwind - Westwind" von Pearl S. Buck,
"Brigitta" von Adalbert Stifter, "Belagerung von Mainz" von
J.W. Goethe.
Die
Werke aus der Erwachsenenliteratur wurden jedoch bis auf den "Glöckner von
Notre Dame" von den Kindern als
"langweilig" abgelehnt. Sie konnten noch nichts damit anfangen. Es
stellte sich heraus, dass alle diese Werke von Verwandten geschenkt waren, die
den Kindern eine Freude machen wollten, aber in der Literatur nicht bewandert
waren. Sie ließen sich daher wahrscheinlich nur vom Titel leiten und griffen so
zu unkindlicher Literatur.
Hildegard
Hetzers Erfahrungen bestätigen sich also nicht ganz. Zwar wurden auch eine
Reihe pädagogisch wertloser Bücher genannt, doch ein großer Teil der Literatur
war durchaus anzuerkennen. Auch besaßen die Eilumer
Kinder unerwartet viele Bücher, die zum Teil noch ganz neu waren.
Nur mit
ihren eigenen Büchern konnten die Kinder ihren Lesehunger natürlich nicht
stillen. Daher wurden die vorhandenen Bücher untereinander ausgeliehen,
getauscht oder verschenkt, so dass alle von sämtlichen Kindern gelesen waren.
Der Lehrer hatte außerdem noch eine Schülerbücherei eingerichtet, die von
Kindern gern und häufig in Anspruch genommen wurde. Ein Mädchen aus dem achten
Schuljahr hielt die Bücherei freiwillig und ohne Hilfe des Lehrers in Ordnung
und lieh die Bücher aus.
in
dieser Stelle soll betont werden, dass das verhältnismäßig große Interesse der Eilumer. Kinder an der Literatur auf den Einfluss des
Lehrers zurückzuführen ist. Er forderte das Lesen, wo er nur konnte. Die Kinder
erhielten zur Belohnung für saubere Hausarbeiten Bücher. Er schenkte zu
Festtagen Lesestoff und er las vor allen Dingen viel mit den Kindern in der
Klasse, so dass die Binder durch ihn überhaupt erst ein gutes Verhältnis zur
Literatur gewannen.
So ist
es zu verstehen, dass das literarische Interesse der Eilumer
Kinder unerwartet groß war, und dass einige der älteren Schüler schon ein
gewisses literarisches Urteilsvermögen zeigten.
d) Das Interesse an den einzelnen Buchtypen
1. Interesse am Märchen
Hildegard Hetzer sagt: "Die Beschäftigung mit dem Märchen dauert im Vergleich zu den Stadtkindern länger. Noch 12jährige Dorfkinder sind an Märchen sehr interessiert. Das hängt zum Teil damit zusammen,
dass das Kind vielfach überhaupt erst in der Schule mit dem Märchen in Berührung kommt Märchenerzähler aussterben.“ 24)
Dem ersten Teil dieser Beobachtung kann man nach den
Untersuchungen voll und ganz zustimmen. Sogar die dreizehnjährigen Kinder erklärten, noch gern Märchen zu lesen. Dieses
lang andauernde Interesse konnte aber nicht damit zusammenhängen, dass, wie H. Hetzer sagt, die Kinder zum Teil erst in der
Schule mit dem Märchen in Berührung kamen, denn alle
Kinder sagten, dass ihnen früher, als sie noch nicht
zur Schule gingen, Märchen erzählt worden seien. Zwar
waren es nur in den wenigsten Fällen die Eltern, aber irgend ein Familienmitglied
fand sich doch immer dazu bereit, sei es die Großmutter, eine Tante oder
die älteren Geschwister. Das lang andauernde Interesse am
Märchen war daraus zu erklären, dass die Kinder größtenteils sehr
träge waren. Sie waren zwar nicht dumm, aber es dauerte
unendlich lange, ehe sie sich zu einer geistigen Leistung aufrafften. Und so
hingen sie am Märchen und konnten sie schwer davon trennen. Sie
nahmen zwar nebenbei die andere Literatur auf, ließen aber das Märchen noch lange Zeit fortbestehen.
Nun wurden aber auf den verschiedenen Altersstufen
jeweils andere Märchen gelesen. Die sechsjährigen Kinder gaben nur die Märchen der Brüder Grimm an. Als Lieblingsmärchen wurden genannt:
"Der Froschkönig", "Schneewittchen", "Hänsel
und Gretel", “Schneeweißchen und Rosenrot", "Dornröschen", "Der Hase und der Igel".
Die siebenjährigen Kinder dagegen
nannten neben den Grimmschen Märchen auch solche von Hans Christian Andersen, zum
Beispiel: "Der Schweinehirt". Zu den Märchen der Brüder Grimm sagten die siebenjährigen Kinder: "Die
kenne ich schon fast alle, aber ich lese sie doch, weil es leichter zu lesen
geht, wenn man weiß was kommt."
Die acht-, neun- und zehnjährigen Kinder lasen ebenfalls noch die Märchen von Andersen, doch hinzu kamen einige Märchen von Hauff, zum Beispiel: "Zwerg Hase", "Die
Geschichte vom Kalif Storch" und mehrere Märchen von unbekannten
Schriftstellern.
Bei den elfjährigen fielen diese Märchen fort, wurden jedoch durch solche ersetzt, die weniger
bekannt, dafür aber recht abenteuerlich sind. Zum Beispiel:
"Rattenkönig Birlibi" und
"Der gläserne Schuh".
Die zwölf- und dreizehnjährigen Kinder bevorzugten hauptsächlich Märchen, die in ihnen unbekannten und daher fesselnden Gegenden
spielen. So zum Beispiel Südseemärchen, Malaiische Märchen, Märchen aus 1001 Nacht, Japanische und Chinesische Märchen, es war deutlich ein Zug zum Abenteuerlichen und Exotischen zu
erkennen.
Alle sechsjährigen Kinder ließen sich gern Märchen erzählen. Kein Kind sagte, dass
es etwas anderes lieber höre.
Bei den siebenjährigen Kindern war das
Interesse am Märchen genau so groß, doch lasen diese Kinder
schon selber, sie waren also nicht mehr auf das erzählen angewiesen und kannten demzufolge eine größere Anzahl Märchen als die Sechsjährigen. Alle siebenjährigen Kinder erklärten die Märchen zu ihrer
Lieblingslektüre, doch fanden sie auch schon andere Geschichten,
zum Beispiel Tiergeschichten, schön.
Die meisten Märchen wurden von den
acht- und neunjährigen Kindern gelesen. Da sie in diesem Alter
nahezu fließend lesen konnten, wurden die Märchen begierig aufgenommen und miterlebt, zum Teil sogar noch für wahr gehalten.
Die Zehnjährigen sagten bis auf
einen Jungen, dass sie Märchen gern läsen. Sei der Aussage
dieses Jungen muss man jedoch vorsichtig sein, denn er wurde im
Elternhaut schon sehr zum Erwachsen-Sein angehalten und war daher recht
altklug. Wahrscheinlich hatten die Eltern ihm gesagt, Märchen seien nur etwas für Kleine, denn während
des Unterrichts konnte man beobachten, dass er alles um sich her vergaß, wenn dem ersten und zweiten Schuljahr Märchen erzählt wurden. Seine Aussage war also wahrscheinlich
nicht ganz echt.
Mit zunehmendem Alter nahm das Interesse am Märchen ab, verschwand jedoch nicht ganz. Denn noch 50 % der zwölf-, dreizehn- und
vierzehnjährigen Kinder gaben an, gern Märchen zu lesen. (Diese drei Altersstufen wurden zusammengefasst, da sie nur wenige Kinder umfassten und so
eine Prozentzahl für jede Gruppe für sich nicht zu errechnen
war).
Das Interesse am Märchen war aber auf allen
Altersstufen zwischen Jungen und Mädchen verschieden.
Schon bei den Sechsjährigen war insofern ein
Unterschied zu verzeichnen, als die Mädchen die Märchen schöner fanden, die etwas von schönen Königstöchtern oder lieben und
netten Kindern erzählten, zum Beispiel: "Rotkäppchen", "Dornröschen",
"Schneewittchen" und "Aschenputtel", während die Jungen herzhaftere Märchen liebten, in denen
etwas von Wettkämpfen oder großen Taten vorkam, zum
Beispiel: "Das tapfere Schneiderlein" "Der Hase und der
Igel" und "Hans im Glück".
Bei den Siebenjährigen war der
Unterschied nicht mehr ganz so deutlich, jedoch immer noch bemerkbar. Das
Interesse aber an Märchen überhaupt war, genau wie
bei der Neunjährigen, bei Jungen und Mädchen gleich groß.
Nach dem neunten Lebensjahr jedoch unterschieden
sich die Interessen von Jungen und Mädchen. Bei den Jungen
nahm das Interesse sehr viel schneller ab als bei den Mädchen. Von den zehnjährigen Jungen lasen noch
80 % Märchen, von den elfjährigen noch 60 %. Leider
ließ sich die Entwicklung nicht weiter verfolgen, da
keine zwölf- und dreizehnjährigen Jungen die Schule
besuchten. Der einzige Vierzehnjährige fand die Märchen albern und las daher auch keine. Bei den Mädchen lasen von den Zehnjährigen noch 90 % Märchen, von den Elfjährigen 80 %. Diese Prozentzahl blieb bis zu den Dreizehnjährigen konstant. Ein vierzehnjähriges Mädchen befand sich nicht unter den Kindern.
2. Interesse an Tiergeschichten
Großer Beliebtheit erfreuten sich bei nahezu allen Eilumer Kindern Tiergeschichten. Schon die Sechsjährigen sahen im Fernsehen neben den Märchenfilmen die Tiersendungen "Fury,
das Wildpferd" und "Lassie" am
liebsten. Diese beiden Geschichten sind im Buchhandel für alle Altersstufen in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Die sieben- und achtjährigen Kinder lasen sie in Form von Comics. Daneben wurden in
diesem Alter verschiedene kurze Tiergeschichten genannt, die meistens das Dorf
als Handlungsort haben.
Die neun- und zehnjährigen Kinder lasen die
beiden Geschichten "Fury" und "Lassie" in Form von Büchern. Kein Kind erklärte, sie nicht gelesen zu haben. Neben diesen beiden Erzählungen wurden noch folgende Lieblingsbücher genannt: "Das Tierkinderbuch", "Von Schelmen
und besseren Gesellen", "Tiergeschichten" und "Unsere
drolligen Freunde". Diese Bücher bestehen aus
einzelnen Erzählungen, die von lustigen Taten oder Streichen von
Tieren berichten. Besondere Merkmale sind, dass die Geschichten immer in der
bekannten Welt des Kindes spielen und die Tiere vermenschlicht sind.
Die elf- und zwölfjährigen Kinder lasen ebenfalls noch die Bücher der jüngeren Kinder, doch waren daneben auch Geschichten
mit fremden Tieren beliebt. Diese Tiere waren gefangen und zu uns gebracht,
wobei sie wild und gefährlich wirkten. Diese Altersgruppe stellt einen
deutlichen Übergang von den Zehn- zu den Dreizehnjährigen dar. Die Kinder hefteten einerseits noch an den etwas märchenhaften Tiergeschichten der jüngeren Gruppe,
andererseits war doch schon deutlich ein Interesse am Abenteuerlichen zu
erkennen.
Die dreizehn- und vierzehnjährigen Kinder lasen am liebsten Tiergeschichten aus fernen Ländern, in denen die Tiere manchmal treue Helfer sind, oft aber
eine Gefahr für die Menschen darstellen und mit allen Mitteln bekämpft werden müssen. Genannt wurden: "Mombo,
der treue Elefant", "Der Tiger Kali", "Die Jagd im
Dschungel", "Wolfsblut". Alle diese Geschichten sind recht
abenteuerlich und kamen dem Hunger der Kinder nach Aufregendem und
Spannungsgeladenem entgegen.
Es war interessant, dass der Schüler, der einige Wochen vor dieser Untersuchung von Braunschweig
nach Eilum gekommen war, die Tiergeschichten
ablehnte, während alle anderen Kinder sie gern lasen. Er sagte,
er hätte sich "Lassie"
und "Fury" durchgelesen, aber das wäre nichts für ihn. Und überhaupt hätte er Angst vor Tieren, "sie sind ja doch alle so hinterhältig."
Zwischen Jungen und Mädchen war auf diesem
Gebiet auf keiner Altersstufe ein unterschiedliches Interesse zu verzeichnen.
3. Interesse an Comic strips
Das größte Interesse
der Eilumer Kinder galt neben den Märchen und Tiergeschichten den Comic strips.
Diese so genannten Comics sind kleine; schmale Heftchen mit kurzen
Geschichten, die in Bildern dargestellt und mit einem Minimum an Text versehen
sind. Sie sind ziemlich wertlos, doch wurden sie von vielen Kindern mit wahrer
Begeisterung verschlungen. Schon einige Siebenjährige lasen diese Hefte.
Als Grund gaben sie an: "Da ist nur wenig Geschriebenes, man kann also
auch die Bilder verstehen, wenn man noch nicht alles lesen kann." Genannt
wurden jedoch nur verhältnismäßig harmlose
Serien, zum Beispiel: Donald Duck und Petzi. Pelle
und Pingo.
Das Interesse an den Comics wurde dann laufend größer, bis es bei den Zehn- und Elfjährigen seinen Höhepunkt erreichte. Die Hefte wurden in diesem Alter zu Dutzenden
ausgetauscht. Es war jedoch interessant, dass nur sechs der Kinder selber Comics
besaßen, die sie entweder von den Eltern und von
Bekannten in der Stadt geschenkt bekommen oder die sie sich von ihrem Taschengeld
angeschafft hatten. Der Junge aus der Stadt hatte sogar eine Dauerbestellung.
Von diesen Kindern liehen sich alle anderen Kinder die Hefte aus. Am liebsten
gelesen wurden die Serien von Eisenherz, Akim, Sieghurd,
Tarzan und Bombo. Die Kinder, die selber keine Comics
besaßen, sagten alle, dass die Eltern "solchen
Schund" nicht im Hause haben wollten. Recht eigenartig war es, dass nahezu
alle Kinder die Hefte lasen, dass aber viele von ihnen sagten, die Comics wären "Mist". Bei der Frage, warum sie dann trotzdem die
Hefte läsen, wurden sie verlegen und sagten: "Die
anderen lesen sie ja auch". "Sie sind leichter zu lesen als Bücher". "Ich weiß eigentlich auch nicht so
recht, eigentlich sind sie Quatsch, aber sie sind doch ganz spannend, und darum
kann ich es nicht lassen."
Viele Kinder stimmten den Comics jedoch bedenkenlos
zu, "weil sie spannend sind", "weil der Akim immer so tapfer ist
und gewinnt". Ein Mädchen sagte sogar, dass die Hefte "so lehrreich"
wären.
Nach dem elften Lebensjahr nahm das Lesen der Comics
ab. Fasst man die zwölf- bis vierzehnjährigen Kinder zu einer
Gruppe zusammen, so ergab sich, dass nur noch 50 % der Kinder Comics lasen, aber "nur, wenn nichts anderes da
ist, oder so im Bus, wenn man doch kein Buch lesen
kann." Die Hefte wurden in diesem Alter nicht mehr ernst genommen. Die
Kinder wussten, dass sie wertlos sind.
Im Hinblick auf das Interesse an den Comics bestand
ein Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Und zwar lasen die Mädchen
auf allen Altersstufen weniger in diesen Heften als die Jungen. Bei den
Siebenjährigen war nur ein Mädchen, das „mal hineingeguckt“ hatte. Bei den
Achtjährigen ebenfalls, während die Jungen schon gern Comics lasen, bei den
Jungen steigt die Kurve dann bis zu den Zehn- und Elfjährigen steil an, von denen nur zwei sagten, dass sie die Comics
nicht oft läsen. Bei den Mädchen erreichte das
Interesse an den Comics bei den zehn- und elfjährigen ebenfalls den Höhepunkt, doch gaben nur 3/4 der Mädchen an, Comics zu
lesen. Die anderen sagten, das wäre ja doch alles nicht
wahr und überhaupt wären diese Geschichten
albern. Einige Mädchen fanden die Comics jedoch "sehr
interessant" und "prima". Nach dem elften Lebensjahr nahm bei
beiden Geschlechtern das Lesen der Comics ab. Bei den Jungen konnte die
Entwicklung bei den Zwölf- uni Dreizehnjährigen nicht verfolgt
werden, da sich kein Junge in diesem Alter in der Klasse befand. Der vierzehnjährige Junge las keine Comics mehr, weil er sie "blödsinnig" fand. Bei den zwölf- und dreizehnjährigen Mädchen war nur eines, das die Comics gern las, und
eines, das ab und zu einmal ein Heft zur Hand nahm.
4. Interesse an Sagen
Unerwartet groß war das Interesse der Eilumer Kinder an Sagen. Schon einige Sechs- und Siebenjährige fanden die Sagen "schön". Sie hatten während des Unterrichtes zugehört, als der Lehrer mit
den älteren Schülern Sagen besprach und
versuchten nun von sich aus, Sagen zu lesen. Allerdings wurden sie von ihnen
kaum verstanden. Die Kinder fassten sie genau wie Märchen auf, hielten alles für wahr. Gelesen hatten
sie „Rübezahl“ und "Sagen um Braunschweig".
Von den acht- und neunjährigen Kindern lasen etwa 30 % Sagen. Unter ihnen war ein Junge, der sagte, dass Sagen eine
Mischung von Dichtung und Wahrheit sind. Doch war diese Aussage wohl nur eine Wiederholung
des im Unterricht Gehörten, die nicht verstanden wurde. Die Kinder dieser
Altersstufe lasen überwiegend Elm- und Harzsagen.
Von den zehnjährigen Kindern lasen 40 % Sagen, von den elfjährigen 50 %. Die zwölf- bis vierzehnjährigen Kinder zeigten alle Interesse für Sagen.
Die Sagen, die von den zehn bis zwölf Jahre alten Kindern gelesen wurden, gehörten alle zu den Sagen des Bürgertums, also zu den Volkssagen,
die von merkwürdigen Begebenheiten handeln, von Männern und Frauen mit absonderlichen Schicksalen oder von der
Spukwelt des Aberglaubens. Zum Beispiel: "Der Rattenfänger von Hameln", "Till Eulenspiegel", "Der
arme Heinrich" und "Sagen um das alte Köln". Alle diese
Sagen haben die Prosaform und eine leichte Verständlichkeit gemeinsam. Sie
sind keine Sagen von wirklich großem Format.
Die dreizehn- und vierzehnjährigen Kinder lasen dagegen auch schon teilweise die großen Sagen, so wie "Das Nibelungenlied", "Die
Odyssee" und "Parzival".
Zwischen Jungen und Mädchen bestand auf diesem
Gebiet kein Unterschied.
Das große Interesse der Eilumer Kinder war ein Verdienst des Lehrers. Er führte seine Klassen schon früh in dieses Gebiet ein
und hielt das Interesse bis zum Ende der Schulzeit wach. Hätte er das nicht getan, wäre vielleicht das
Interesse nicht so groß gewesen. Im Verhältnis zu den anderen
Buchtypen war die Menge der gelesenen Sagen gering, doch hatten alle Kinder vom
achten Lebensjahr an, laufend einige Sagen gelesen, so dass ein Interesse
eindeutig vorhanden war.
5. Interesse an Abenteuergeschichten
Das Interesse an Abenteuergeschichten setzte bei den
Eilumer Kindern im zehnten Lebensjahr ein, in dem 60 % der Schüler diese Erzählungen lesenswert fanden. Die Beachtung der
Abenteuergeschichten nahm sehr schnell zu, so dass alle elfjährigen Kinder mit Begeisterung Bücher dieser Art lasen.
Das Interesse blieb dann bis zum vierzehnten Lebensjahr konstant.
In den Aussagen der Kinder kam immer wieder das Bedürfnis nach Realitäten zum Ausdruck. Die zehn- und elfjährigen Schüler nahmen sogar alle Geschichten für bare Münze. Sie sagten: "Ja, Abenteuergeschichten kann
man wenigstens glauben. Die anderen Sachen sind ja doch nur gesponnen."
"Abenteuer sind spannend, na, ja, andere Geschichten auch, aber Abenteuer
sind doch irgendwie anders, weil sie wahr sind." Die älteren Kinder waren dagegen nicht ganz sicher. Sie waren etwas
ratlos. Einerseits glaubten sie an den Inhalt der Erzählungen, andererseits hatten sie doch Zweifel. Ihre Aussagen
waren: "Ach, Abenteuer sind einfach spannend. Ist ja egal, ob sie wahr
sind, oder nicht." "Ich weiß nicht so recht. Es könnte ja auch sein, dass sie erfunden sind." "Sie werden
wohl so einigermaßen wahr sein. Vielleicht ist auch etwas dazu
erfunden. Aber das weiß ich nicht. Hauptsache sie sind spannend."
"Der größte Teil ist wohl wahr, und darum lese ich sie auch
so gern."
In diesem Zusammenhang mag auch erwähnt sein, dass Biographien von den älteren Schülern recht gern gelesen wurden, weil bei ihnen die geringsten
Zweifel an der Echtheit bestanden.
Auch auf diesem Gebiet war ein Unterschied zwischen
den zehn- und elfjährigen Kindern und den zwölf- bis vierzehnjährigen zu verzeichnen, indem die jüngeren Kinder die Abenteuergeschichten liebten, die in unseren
Gegenden spielten, also Abenteuer mit dem Flugzeug, oder mit einem Boot, während die älteren Kinder lieber von Abenteuern in fremden Ländern lasen.
Jedes Kind wurde
während der Untersuchung gefragt, ob es "Robinson
Crusoe" gelesen hätte, nach dem ja das Abenteueralter von Charlotte Bühler genannt wurde. Jedoch war keinem Kind diese Geschichte
bekannt.
Zwischen dem Interesse der Jungen und dem der Mädchen an Abenteuergeschichten bestand nur ein kleiner Unterschied.
Von den zehnjährigen Mädchen lasen nur 40 % Abenteuer, während bei den gleichaltrigen Jungen 80 % daran Interesse fanden. Bei den elfjährigen
Kindern glich sich diese Differenz wieder aus, so dass
bis zum vierzehnten Lebensjahr das Interesse an Abenteuergeschichten bei Jungen
und Mädchen gleich stark war.
Was auf der vorigen Seite über die verschiedenen Interessen zwischen den jüngeren und älteren Kindern gesagt wurde, gilt für Jungen und Mädchen in gleicher Weise.
6. Interesse an Mädchenbüchern
Das Interesse an Mädchenbüchern setzte bei den Eilumer Kindern im
neunten Lebensjahr ein. Und zwar nur bei den Mädchen. Während die Abenteuergeschichten von beiden Geschlechtern gelesen
wurden, hatten die Jungen für die Mädchenbücher meistens nur ein mitleidiges Lächeln übrig, wenn sie danach gefragt wurden. Von den zehnjährigen Mädchen lasen 50 % Mädchenbücher, von den elfjährigen 80 %. Das
zwölfjährige Mädchen zeigte das größte Interesse an diesen Erzählungen. Die dreizehnjährigen Mädchen lasen auch Mädchenbücher, doch waren sie mit vielen nicht einverstanden. Die Mädchenbücher rückten bei ihnen schon wieder
in den Hintergrund.
7. Interesse an Groschenheften
An Groschenheften bestand erfreulicherweise wenig
Interesse bei den Eilumer Kindern. Zum Teil ist
dieses dem Umstand zu verdanken, dass der einzige Kaufmann im Dorf, der auch die
Leihbücherei führte, keine Groschenhefte
anbot. Da sich die Eltern der Kinder ihre Lektüre größtenteils von dem Kaufmann holten, waren nur einige Groschenhefte
im Dorf zu finden, die von Bekannten aus der Stadt geschenkt worden waren, oder
die die Jugendlichen mitgebracht hatten. Die Stadt machte sich hier bei den in
den Fabriken arbeitenden Jugendlichen als schlechter Einfluss bemerkbar. Sie
lasen kaum noch gute Literatur, sondern verschlangen in großen Mengen die schlechtesten Erzeugnisse. Bei den Kindern waren nur
einige elfjährige, die Groschenhefte lasen, weil sie es bei den
größeren Brüdern sahen. Allerdings
bestand nur bei den Jungen Interesse, die Mädchen fanden die Hefte
"doof". Der vierzehnjährige Junge schenkte den Heften ebenfalls keine
Beachtung.
8. Interesse an Jugendbüchern
Bei den elfjährigen Kindern setzte das
Interesse an Jugendbüchern ein. Unter Jugendbücher sollen hier die guten Erzählungen verstanden sein,
die speziell für Jugendliche geschrieben sind, aber nicht zu
Abenteuer- und Mädchengeschichten gehören. Abenteuer- und Mädchengeschichten gehören natürlich auch in die Gruppe der Jugendbücher, doch sind sie
charakteristisch für die realistische Phase der Kindheit, so dass sie
in dieser Arbeit gesondert behandelt wurden.
Von den elfjährigen Eilumer Kindern lasen 30 % Jugendbücher. Dann stieg das Interesse schnell an, so dass alle dreizehn- und vierzehnjährigen Kinder Jugendbücher lasen.
Als gern gelesene Bücher wurden genannt:
"Das fliegende Klassenzimmer" und "Pünktchen und Anton" von Erich Kästner, "Klick aus
dem. Spielzeugladen" von Friedrich Schnack, "Heidi" von Johanna Spyri und einige weniger bekannte Erzählungen.
Auch auf diesem Gebiet zeigte sich deutlich, dass
die Mädchen die geordnete, die Jungen die abenteuerliche Welt
suchten.
e) Interesse an Zeitungen
Hildegard Hetzer sagt: "Die Zeitung wird dort,
wo sie vorhanden ist, von den jugendlichen Lesern gern ergriffen." 25)
In Eilum war das Interesse
an Zeitungen unterschiedlich.
1. Interesse an Illustrierten
Die Eilumer Kinder zeigten
an Illustrierten mehr Interesse als an Tageszeitungen, da in jedem Haushalt
mindestens eine Illustrierte gehalten wurde, oft sogar ganze Lesemappen.
Die Illustrierten wurden schon von einem Teil der
Sechs- und Siebenjährigen angesehen, doch beschränkt sich das Interesse bei den
sechsjährigen Kindern auf die Abbildungen, bei den siebenjährigen auf die
Abbildungen und fettgedruckten Unterschriften. Die Achtjährigen versuchten
schon, die Texte zu den Bildern zu lesen. Das neunjährige Mädchen las das Fernsehprogramm,
Bildtexte und Witzseiten. Von den Zehnjährigen an lasen alle Kinder regelmäßig
die Illustrierte, hauptsächlich das Fernsehprogramm. Doch wurde alles andere
ebenfalls angesehen. Besonders beliebt waren Film- und Sportnachrichten, Witz- und
Kinderseiten und die Wettervorhersage.
Es bestand, jedoch ein wesentlicher Unterschied
zwischen dem Interesse der Jungen und dem der Mädchen. Zwar war das
Interesse der Jungen und Mädchen an Illustrierten überhaupt gleich groß, doch bestand ein
Unterschied in den verschiedenen Interessengebieten. Schon bei den Sechs- und
Siebenjährigen sahen sich die Mädchen am liebsten die Bilder von Fürstenhochzeiten und Begräbnissen, oder von menschlichen Tragödien an, "weil sie
da immer so weinen". Die Jungen dagegen betrachteten lieber Photographien
von Fußballspielen, Auto- und Pferderennen, Boxkämpfen und Verkehrsunfällen. Und zwar sahen sich
die Kinder immer nur das an, was sie am liebsten mochten, das andere wurde
nicht beachtet. Bei den Achtjährigen war das Gleiche zu beobachten. Von den zehnjährigen an blieb die Grundeinstellung dieselbe, doch wurden alle
Bilder angesehen, die dazugehörigen Texte aber nur genau gelesen, wenn das Bild in
das eigene Interessengebiet fiel. Bei den zwölf- und dreizehnjährigen Mädchen waren die Filmberichte am beliebtesten, während der vierzehnjährige Junge an den
Sportnachrichten festhielt. Die Fortsetzungsromane wurden von den elf- bis vierzehnjährigen Kindern sehr gern
gelesen, weil "es so spannend ist, wenn man immer bis zur nächsten Woche warten muss, ehe es weitergeht." Die Witzseiten
wurden von allen Kindern gern gelesen. Besonders beliebt waren die gezeichneten
Witze, die nicht viel Text benötigen.
Man kann also sagen, dass auch auf diesem Gebiet ein
typischer Unterschied zwischen Jungen und Mädchen bestand.
2. Interesse an Tageszeitungen
Ganz anders sieht jedoch das Interesse an Tageszeitungen
aus. Da nur wenige Familien
eine Tageszeitung hielten, hatten die Kinder wenig Gelegenheit, sie zu lesen.
Von den sechsjährigen Kindern las keines die Tageszeitung. Bei den Siebenjährigen
war ein Junge, dessen Eltern regelmäßig eine Zeitung bekamen, und der sich die
Bilder ansah. Von den achtjährigen Kindern las keines die Tageszeitung. Das
neunjährige Mädchen hatte ebenfalls kein Interesse, obwohl seine Eltern eine
Zeitung hielten. Die zehnjährigen Kinder dagegen lasen schon öfter einmal in
der Tageszeitung. Drei Kinder, deren Eltern eine Zeitung hielten, lasen sie
regelmäßig. Die anderen zehnjährigen Kinder sahen sich ab und zu bei Bekannten
die Zeitung an. Doch wurden auch hier die gleichen Themen gelesen wie in den
Illustrierten. Bei den elfjährigen wuchs das Interesse an Tageszeitung weiter
an. In dieser Altersgruppe lasen nahezu alle Kinder regelmäßig die Zeitung.
Hielten die Eltern keine Zeitung, gingen die Kinder zu Bekannten, um zu lesen.
Die zwölf- bis vierzehnjährigen Kinder zeigten lebhaftes Interesse an der
Tageszeitung, sogar auch an den Abhandlungen über politisches Tagesgeschehen.
Auch auf diesem Gebiet bestand ein Unterschied zwischen
Jungen und Mädchen. Und zwar kann man sagen, dass die Mädchen allgemein weniger
Interesse an der Tageszeitung hatten als die Jungen. Bei den Mädchen setzte das
Interesse praktisch erst bei den Zehnjährigen ein. Je älter die Mädchen wurden,
desto größer war auch das Interesse an Zeitungen, doch wurde es nie so groß wie
das der Jungen. Auch zeigte sich, dass die Mädchen mehr in der Welt der Familie
lebten. Sie zeigten z.B. keinen Sinn für Bürgerkriege in Afrika. Dagegen
wandten sie ihr Interesse den Heirats- und Todesanzeigen zu, wofür wiederum die
Jungen keinerlei Sinn hatten. Die Themen jedoch, die im Moment dieser
Untersuchung Tagesgespräch waren, wurden von den Mädchen genau so gelesen wie
von den Jungen. So wussten die Kinder zum Beispiel recht gut über den
Eichmannprozess Bescheid, und kannten alle Einzelheiten über den ersten
Raumflug des Russen. Im Großen und Ganzen kann man jedoch sagen, dass die
Mädchen weniger Interesse an der Tageszeitung als die Jungen hatten.
f) Die Stärke des Interesses an den verschiedenen Buchtypen,
errechnet aus dem in vier Wochen gelesenen Stoff.
Um ein Bild zu erhalten, wie groß das Interesse der
einzelnen Jahrgänge an den verschiedenen Buchtypen war, wurden die Kinder über
ihren Lesestoff während der letzten vier Wochen befragt. Diese Befragung war
nicht schwierig, da sich die ganze Untersuchung für die vorliegende Arbeit über
vierzehn Tage erstreckte, so dass sich die Kinder nur an die letzten zwei
Wochen zu erinnern brauchten. Die angegebenen Lesestoffe wurden bei jedem Jahrgang
zusammengezählt und der Anteil an den verschiedenen Buchtypen in Prozenten
errechnet. Die Ergebnisse sind natürlich nicht allgemeingültig, da es von zu vielen Faktoren abhing, was die
Kinder während dieser vier Wochen lasen. Am schwierigsten war die Situation bei
der Zeitungslektüre, da sich der Anteil des gelesenen Stoffes auf diesem Gebiet
schwer erfassen ließ. Die angegebenen Zahlen sind daher hier am wenigsten
schlüssig.
Bei den folgenden zeichnerischen Darstellungen gilt
die rote Schraffierung für die Mädchen, die blaue für die Jungen. Bestand für
ein Gebiet bei den Jungen oder bei den Mädchen mehr Interesse, ist der obere
Teil des Feldes in der entsprechenden Farbe gekennzeichnet. Befand sich in
einer Gruppe nur 1 Mädchen oder 1 Junge, sind die Felder ganz in einer Farbe
schraffiert.
(Die grafischen Darstellungen werden hier nicht
dargestellt!)
Bei den sechsjährigen
Kindern konnte kein Lesestoff geprüft werden, da sie nicht selbst zum Lesen
fähig waren. Die Zahlen bedeuten also gehörten oder gesehenen Stoff. Entweder
wurde er ihnen von den Eltern oder Geschwistern erzählt, oder sie sahen ihn im
Fernsehen. Dabei wurden etwa 97 % Märchen und Tiergeschichten genannt.
Bei den Siebenjährigen handelt es sich um selbst gelesenen
Stoff. Das größte Interesse bestand an Märchen, denn unter der angegebenen Lektüre befanden sich 75 %. An Tiergeschichten wurden 10 %
genannt, während auf Comics, Zeitungen und Sagen je 5 % entfielen. Der Lesestoff war bei Jungen und Mädchen etwa
gleich
Bei den achtjährigen Kindern nahm der Anteil der Märchen
ab, während der Anteil der Tiergeschichten größer wurde. Das Interesse an Comics
war in diesem Alter stärker als an Zeitungen. Der Anteil der Sagen blieb genau
so groß wie bei den siebenjährigen Bindern. Diese große Anzahl der gelesenen
Sagen war unerwartet, doch hatten alle sieben- und achtjährigen Kinder Sagen
von Rübezahl gelesen, da sie in der Schule etwas davon gehört hatten. Und so
erklärt sich der hohe Anteil der Sagen.
Der Lesestoff war bei den Jungen und Mädchen bei den
Märchen, Tiergeschichten, Sagen und Zeitungen gleich groß, die Comics wurden
überwiegend von den Jungen gelesen.
Das neunjährige Mädchen hatte in den vier Wochen genau so viel Märchen wie Tiergeschichten gelesen. Das Interesse an Comics und an
Zeitungen war ebenfalls gleich groß. Der Anteil der Sagen
blieb, wie auch bei den achtjährigen Kindern, konstant. Zum ersten Mal tauchten
jedoch bei diesem neunjährigen Kind Mädchenbücher auf. Es hatte die Bücher von einer älteren Schwester geschenkt bekommen, die gesagt hatte, die Erzählungen wären schön. Daraufhin hatte das
neunjährige Mädchen die Bücher gelesen,
aber keinen großen Gefallen daran gefunden. Es sagte, Märchen oder Tiergeschichten wären doch besser, weil die
Mädchenbücher oft langweilig wären. "Nur solche sind schön, wo die Mädchen Streiche spielen oder eine Fahrt machen, auf der sie viel
erleben." Um dein neunjährigen Mädchen zu gefallen, mussten
die Mädchenbücher ganz einfach sein.
Erzählungen, in denen sich die Kinder mit Problemen
auseinanderzusetzen hatten, wurden nicht verstanden. Das neunjährige Mädchen stellte offenbar einen Übergang von der Märchenwelt der jüngeren, zu der
realistischen Welt der älteren Kinder dar. Einerseits hing es noch sehr am Märchen, andererseits fand es doch schon ein wenig Gefallen an den
realistischen Mädchenbüchern.
Bei den zehnjährigen Kindern waren die Märchen und Tiergeschichten nicht mehr der beliebteste Lesestoff.
Sie wurden von Comics und Abenteuergeschichten abgelöst. Und zwar wurden in den vier Wochen je 15 % Märchen und Tiergeschichten gelesen und je 20 % Comics und Abenteuer. Die Lektüre der Zeitungen war stärker als bei dem neunjährigen Mädchen, die Anzahl der Sagen war gleich.
In dieser Gruppe bestand schon ein deutlicher Unterschied
zwischen dem Interesse der Jungen und den der Mädchen. Die Mädchen hatten in den weit mehr Märchen gelesen als die Jungen,
wogegen der Anteil der Comics, Zeitungen und Abenteuergeschichten
bei den Jungen größer war. Sagen und Tiergeschichten wurden von beiden Geschlechtern
gleich viel gelesen, Mädchenbücher nur von den Mädchen.
Die Hauptlektüre der Elfjährigen waren Comics. In keiner Altersgruppe wurden so viele von
diesen Seiten gelesen wie bei den elf Jahre alten Kindern. Die Märchen hatten dagegen keine große Bedeutung mehr. Der
Anteil der Sagen war ebenfalls kleiner als bei den zehnjährigen Kindern. Jedoch wurden zwei bis dahin noch nicht genannte
Buchtypen erwähnt, nämlich einmal so genannte
Groschenhefte, zum anderen einige Jugendbücher. Bei den Heften
wurden hauptsächlich Cowboy-, Indianer- und Tarzangeschichten
genannt, bei den Jugendbüchern vorwiegend Reiseberichte.
Die wenigen Märchen wurden größtenteils von den Mädchen gelesen. Den Hauptteil an den Comics und
Abenteuern hatten die Jungen. Bei den Tiergeschichten, Zeitungen, Sagen und
Jugendbüchern war der Anteil bei Jungen und Mädchen gleich groß. Die Mädchenbücher wurden nur von den Mädchen gelesen, die Tarzan-
und Cowboyhefte nur von den Jungen.
Das zwölf Jahre alte Mädchen schenkte den Mädchenbüchern die stärkste Beachtung. 50 % seiner Lektüre während der vier Wochen bestanden aus diesen
Geschichten. Daneben las es aber auch Abenteuererzählungen und Comics. Der Anteil der Märchen und Tiergeschichten
war kleiner als bei den elfjährigen Kindern, dafür wurden aber von dem Mädchen mehr Jugendbücher gelesen. Zeitungen und Sagen spielten keine große Rolle, wurden aber doch ab und zu zur Hand genommen. Cowboy- und
Tarzanhefte hatte das Mädchen gar nicht gelesen.
Bei den dreizehnjährigen Mädchen nahm die Lektüre der Mädchenbücher bereits wieder ab. Sie wurden von den Mädchen nicht ganz ernst genommen. Die Kinder sagten, die Mädchenbücher wären "etwas
albern", aber so manchmal wären sie doch ganz schön. Und so lasen sie doch eine große Anzahl Mädchenbücher. Die Zeitung spielte bei diesen Mädchen eine große Rolle, während Märchen nur gelesen wurden, um sie den kleineren Geschwistern erzählen zu können. Die Jugendbücher erfreuten sich
wachsender Beliebtheit. Abenteuer wurden auch "ganz gern" gelesen, wogegen
Cowboy- und Tarzanhefte von den Mädchen gar nicht beachtet
wurden. Der Anteil der Tiergeschichten und Sagen war etwa gleich groß.
Der vierzehnjährige Junge hatte in den vier Wochen
überwiegend Abenteuergeschichten gelesen. Aber auch andere Jugendbücher wurden
von ihm gern zur Hand genommen. Märchen, Comics, Mädchenbücher und Groschenhefte
befanden sich gar nicht unter dem von ihm genannten Lesestoff, dagegen zeigte
er Interesse an Zeitungen und Sagen. Tiergeschichten wurden von dem Jungen nur
noch wenig gelesen. Man sieht also, dass er zwar die ausgesprochene
Kinderliteratur nicht mehr las, aber noch kein Interesse an der
Erwachsenenlektüre hatte.
IV. Untersuchungen mit dem Bücherkatalogtest von M. Tramer
a) Aufbau und Sinn des Testes
Der zweite Teil der Untersuchungen in Eilum bestand aus einem Test. Hierfür wurde der "Bücherkatalogtest" (B-K-T)
von Dr. med. und phil. M. Tramer
verwendet. Dieser 3-K-T beruht auf einer freien
Buchtitelwahl und dient der Feststellung von Leseinteressen. Dem Prüfling wird eine Liste von Buchtiteln vorgelegt, die aus sonst
benutzten Bücherkatalogen, besonders aus Schulbibliothekskatalogen,
zusammengestellt wurde. Die Buchtitel sind nummeriert. Aufgabe des Prüflings ist es, zehn Bücher zu wählen, die er gern lesen möchte oder die ihn
interessieren. Er braucht nur die Nummern zu notieren. Hiermit soll verhindert
werden, dass schreibungewandte Kinder
zu lange mit dem Schreibakt beschäftigt sind, was die Wahl
ungünstig beeinflussen würde. Der Prüfling muss außerdem unbedingt den ganzen Katalog durchsehen, womit
vermieden werden soll, dass bequeme, Anstrengungen und Anforderungen aus dem
Wege gehende Prüflinge sich mit der Wahl von zwei, drei Buchtiteln
begnügen, die auf der ersten Seite sind. Andererseits ist
die Anzahl der zu wählenden Bücher beschränkt, um ein uferloses Aussuchen zu unterbinden. Nach der Wahl der
Buchtitel findet eine Aussprache zwischen dem Tester und dem Prüfling statt, bei der es hauptsächlich auf die freien
Assoziationen des Prüflings ankommt.
Der Bücherkatalog von M. Tramer besteht ursprünglich aus 43o
Buchtiteln. Da diese Anzahl für Schulkinder zu groß erschien, wurde der
Katalog zum Zweck dieser Arbeit auf 12o Buchtitel gekürzt. Der Verfasser des Testes hat zu jedem Buchtitel den
Interessenvektor gesetzt, von dem anzunehmen ist, dass es gemäß psychologischen Erfahrungen hervorgerufen werde. Dabei hat M. Tramer 24 Vektoren benutzt. Und zwar:
Ab |
Abenteuer,
Jagd, Streiche |
Arb |
Arbeit |
As/Ph |
Astronomie / Physik |
Bi |
Biographien, Schicksale |
Ent |
Entdeckungen |
Er |
Erdkunde |
Erz |
Erzählungen |
Fa |
Familie, Elternhaus |
Ge |
Geschichte |
Gld |
Geldinteressen |
Gt |
Gesundheit |
Htg |
Heimatgeschichte |
Htk |
Heimatkunde |
Hu |
Humor |
Kr |
Krieg |
Li |
Liebe |
M |
Märchen |
Mo |
Moralisches |
PB |
Pflanzen, Blumen |
Re |
Religiöses |
So |
Soziales |
Te |
Technik |
Ti |
Tiere |
Wn |
Wanderungen |
Auch diese Zahl schien, unzweckmäßig, so dass die interessenmäßig nächstgelegenen Gebiete zu 18 Vektoren zusammengefasst wurden, von denen zwei (Liebe und Gesundheit) nicht aufgenommen
worden sind, da diese wahrscheinlich gar nicht gewählt worden wären:
1. |
Ab, Ent |
Abenteuer,
Entdeckungen |
2. |
Arb |
Arbeit |
3. |
As, Ph, Te |
Astronomie,
Physik, Technik |
4. |
Bi |
Biographien,
Schicksale |
5. |
Er |
Erdkunde |
6. |
Erz, M |
Erzählungen,
Märchen |
7. |
Fa |
Familie |
8. |
Ge, Htg |
Geschichte,
Heimatgeschichte |
9. |
Gld |
Geldinteressen |
10. |
Htk |
Heimatkunde |
11. |
Hu |
Humor |
12. |
Kr |
Krieg |
13. |
Mo, Re |
Moralisches,
Religiöses |
14. |
PB, Ti |
Pflanzen,
Blumen, Tiere |
15. |
So |
Soziales |
16. |
Wn |
Wanderungen |
(17. |
Li |
Liebe) |
(18. |
Gt |
Gesundheit) |
b) Bücherkatalog
1. |
Böses Gewissen |
H. Franz |
2. |
Aus neuerer Zeit |
I. Braun |
3. |
Der Pachthof |
H. Franz |
4. |
In höchster Not |
J. Frey |
5. |
Recht besteht, Unrecht vergeht |
R. Roth |
6. |
Krieg und Frieden |
L. Tolstoi |
7. |
Die Vergeltung |
G. Nieritz |
8. |
Lebenskämpfe |
H. Franz |
9. |
Sorgenkinder |
M. Tramer |
10. |
Furchtlos und treu |
H. Franz |
11. |
Treu bis in den Tod |
G. Nieritz |
12. |
Das alte Mexiko |
Th. Armin |
13. |
Ein Königssohn |
H. Franz |
14. |
Elfchen Goldhaar |
C. Helm |
15. |
Das Recht tun in allen Dingen |
H. Brandstädter |
16. |
Zwei Menschen |
R. Voss |
17. |
Der letzte Mohikaner |
P. Moritz |
18. |
Die Alpen in Natur- und Lebensbildern |
A. Berlepsch |
19. |
Einer vom Hause Lesa |
J. Spyri |
20. |
Schweizer Städte und Landschaften |
G. de Reynold |
21. |
Auf hohen Thronen. Große Herrscher und Kriegsfürsten |
F. Otto |
22. |
Böser Leumund |
E. G. Steude |
23. |
Aus goldenen Jugendtagen |
E. Frommel |
24. |
Das kalte Herz |
W. Hauff |
25. |
Der Käferfreund |
H. Fleischer |
26. |
Der Schulmeister und sein Sohn |
H. Caspari |
27. |
Drei berühmte Reisen um die Welt des englischen Kapitäns
Cook |
W. Redenbacher |
28. |
Im Rhonetal |
J. Spyri |
29. |
Waldblumen |
K. Stöber |
30. |
Trost der Witwe |
S. Michant |
31. |
Albrecht I. und der Ursprung der schweizerischen
Eidgenossenschaft |
P. Wallnöfer |
32. |
Die Negrsklaven und der Deutsche |
G. Nieritz |
33. |
Friede auf Erden |
A. Schmitthenner |
34. |
George Stephenson, der Mann der Eisenbahn und der
Lokomotiven |
O. Horn |
35. |
Ausgewählte Märchen |
H. C. Andersen |
36. |
Wilhelm von Oranienburg |
O. Horn |
37. |
Alpenwanderungen. Fahrten auf hohe und höchste
Alpenspitzen |
W. Rube |
38. |
Die akademischen Berufe |
E. Probst |
39. |
Unsere freilebenden Wirbeltiere |
J. Schweri |
40. |
Die schweizerische Alpenwelt |
A. Feierabend |
41. |
Wanderungen: Asien und Afrika |
F. Hobirk |
42. |
Bruder Klaus von Unterwalden |
A. Weisser |
43. |
Kriegsnot (1870) |
W. Momma |
44. |
Nordisch-germanische Götter- und Heldensagen |
J. Nover |
45. |
In der freien Natur |
K. Russ |
46. |
Geschichte des Dreißigjährigen Krieges |
Fr. Schiller |
47. |
Abessinien, das Alpenland unter den Tropen und seine
Grenzländer |
Dr. Andree |
48. |
Aus der Welt der Arbeit |
v. Weber |
49. |
Was brave Kinder gern haben |
J. Bosshardt |
50. |
Die Silberflotte oder der Herr verlässt die Seinen nicht |
J. Wolter |
51. |
Die Wunder der Urwelt |
A. Zimmermann |
52. |
Die Banknoten |
H. Franz |
53. |
Im afrikanischen Busch |
Kapitän Mayn-Reid |
54. |
Der alte Gott lebt noch |
H. Franz |
55. |
Adlerhorst |
J. Bonnet |
56. |
Die Schweizer Geschichte in Bildern |
J. Wolter |
57. |
Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft |
J. Dierau |
58. |
Die Hunnenschlacht |
G. Nieritz |
59. |
Aus allen Zonen |
J. Hoffmann |
60. |
Die Entdeckungsreisen in alter und neuer Zeit |
K. Stein |
61. |
Die Macht des Goldes |
E. Wuttke-Biller |
62. |
James Watt, der Erfinder |
O. Horn |
63. |
Wanderungen: Italien |
F. Hobirk |
64. |
Der Herr ist mein Schild |
O. Horn |
65. |
Heidi kann brauchen, was es gelernt hat |
J. Spyri |
66. |
Der Kampf um den Nordpol |
R. Andree |
67. |
Der Arbeit Segen |
G. Nieritz |
68. |
Aus dem Jugendleben berühmter Künstler |
E. Ohly |
69. |
Brehms illustriertes Tierleben |
F. Schödler |
70. |
Die Bundesbriefe der alten Eidgenossenschaft |
v. Ath |
71. |
Das Buch der Arbeit |
L. Bergmann |
72. |
Die Sonne mit ihren Planeten und deren Monden, die Kometen
usw. |
v. Pelchrzim |
73. |
Zwei Ausbrüche des Vesuvs |
O. Horn |
74. |
George Washington |
F. Schmidt |
75. |
Zigeuner-Friedel |
H. Franz |
76. |
Die Geschichte der Perserkriege |
J. Günther |
77. |
Wilhelm Tell |
G. Nieritz |
78. |
Robinsons Kolonie |
D. Defoe |
79. |
Hans Conrad Escher von der Linth |
O. Horn |
80. |
Bilder und Szenen aus Amerika |
W. Grube |
81. |
Georg Jenatsch |
A. Pfister |
82. |
Aus unserem Lande |
J. Spyri |
83. |
Spartakus, der Sklavenfeldherr |
R. Münchgesang |
84. |
Physik des täglichen Lebens |
Pfaundler |
85. |
Entdeckungsreisen in Haus und Hof |
L. Carl |
86. |
Kurze Entdeckungsgeschichte der Erdteile |
L. Carl |
87. |
Die Schule der Leiden |
F. Hoffmann |
88. |
Peter Hele, der Erfinder der
Taschenuhr |
Noeldchen |
89. |
Schneewittchen. Märchenspiel |
M. Juchler |
90. |
Das neue Aschenbrödel |
G. Nieritz |
91. |
Die Zaubergeige |
H. Brandtstädter |
92. |
Die beiden Schwestern |
G. Nieritz |
93. |
Der Waldteufel |
G. Höcker |
94. |
Der Wunderarzt |
C. Schmid |
95. |
Von Jagdlust, Krieg und Übermut |
J. Bosshardt |
96. |
Die Märchen von 1001 Nacht |
|
97. |
Aus Wald und Heide |
H. Löns |
98. |
Die Geschichte eines Eisenbahnwagens |
Klötzel |
99. |
Hinter Pflug und Schraubstock |
M. Eyth |
100. |
Ich und die Berge |
T. Wundt |
101. |
Das große Geschäft |
F. Köhne |
102. |
Die Falschmünzer |
A. Gide |
103. |
Anneli kämpft um Sonne und Freiheit |
O. Meyer |
104. |
Der Goldberg |
K. Strobel |
105. |
Hans Huckebein, der Unglücksrabe, Max und Moritz |
W. Busch |
106. |
Wunderfitzchen |
V. Niethammer |
107. |
Prinz und Bettelknabe |
M. Twain |
108. |
Feuer und Schwert im Sudan |
F. Slatin |
109. |
Das letzte Stündlein des Papstes |
H. Federer |
110. |
Die Welt der Pflanze |
H. France |
111. |
Tiere der Wildnis |
S. Thompson |
112. |
Forscherfahrten |
Brehm |
113. |
Sternbuch für die Jugend |
W. Brunner |
114. |
Leben und Leiden unserer Tierwelt |
S. Ramseyer |
115. |
Pioniere der Technik |
Falke, Gering usw. |
116. |
Die Eroberung von Mexiko |
Cortes |
117. |
Die Pilgerfahrt nach dem Unerreichlichen |
I. Kurz |
118. |
Jugenderinnerungen |
L. Richter |
119. |
Leben und Tod |
G. Küffer |
120. |
Alles Getrennte findet sich wieder |
H. Löscher |
c) Die Ergebnisse
Mit dem B-K-T wurden in Eilum
sechzehn Kinder (acht Mädchen und acht Jungen) im Alter von zehn bis vierzehn
Jahren überprüft. Die sechs- bis neunjährigen Kinder wurden
nicht beteiligt, da bei ihnen noch lesetechnische Schwierigkeiten bestanden.
Jedes Kind hatte zehn Buchtitel zu wählen, so dass das Ergebnis aus 160 Titeln bestand. Bei der
Auswertung bestätigten sich die durch die vorangegangene mündliche Befragung festgestellten Leseinteressen durchaus.
Betrachtet man die Wahl der einzelnen Buchtitel,
ergibt sich folgendes Bild:
Die meisten Stimmen erhielt die Katalognummer 111, nämlich acht Stimmen. Der Titel fällt in den Interessenvektor
"Tiere". An zweiter Stelle folgen die Nummern 9 und 96 mit je fünf Stimmen. Nummer 9 gehört in den
Interessenvektor "Familiäres", Nummer 96 zu "Märchen". Den dritten Platz nehmen mit je vier Stimmen die
Nummern 13 (Märchen), 39 (Tiere), 53 (Abenteuer), 65 (Familiäres) und 75 (Biographien) ein. Die weiteren 122 Stimmen verteilen
sich auf die anderen Titel, bis auf 45 Titel, die gar nicht gewählt wurden. Es ist interessant, dass alle Titel aus dem Vektor
"Tiere" mindestens einmal gewählt wurden, womit dieses
Gebiet das einzige ist, dessen sämtliche Nummern von den
Kindern notiert worden sind. Bei allen anderen Vektoren sind einige Bücher, die nicht gewählt wurden. Auch ist es
bezeichnend, dass der Schüler aus der Stadt keinen
Titel aus dem Interessenvektor "Tiere" wählte, während bei allen anderen Kindern mindestens eine, oft
sogar zwei oder drei Nummern zu finden sind.
Man kann also sagen, dass das größte Interesse an Tiergeschichten, Märchen, Abenteuern, Familiärem und Biographien bestand.
Betrachtet man jedoch die Ergebnisse von Mädchen und Jungen getrennt, so ergibt sich ein sehr
unterschiedliches Bild:
Die Nummer 111 wurde in gleicher Weise von Jungen
und Mädchen gewählt. Die Nummer 9 wurde jedoch
nur von Mädchen ausgesucht. Von den fünf Stimmen der Nummer 96 entfallen drei auf die Mädchen und zwei auf die Jungen. Auch die nächsten meist gewählten Nummern wurden hauptsächlich von den Mädchen aufgeschrieben:
Nr. 13 : 4 Stimmen, davon 3 von den Mädchen,
Nr. 39 : 4 Stimmen, davon 3 von den Mädchen,
Nr. 53 : 4 Stimmen, davon 2 von den Mädchen,
Nr. 65 : 4 Stimmen, davon 4 von den Mädchen,
Nr. 75 : 4 Stimmen, davon 3 von den Mädchen.
Wir sehen hieraus eine weit größere Konzentration bei den Mädchen in den Vektoren
"Märchen", "Familiäres“ und "Biographien" als bei den Jungen.
Auf den Gebieten "Tiere" und "Abenteuer" sind die
Interessen jedoch etwa gleich. Dagegen wählten nur die Jungen die
Nummer 44, deren Titel Sagen verspricht.
Diese Zahlen geben jedoch nur die Wahl der einzelnen
Katalognummern wieder. Wir erhalten ein sehr viel genaueres Bild der
Leseinteressen, wenn wir die Häufung in den einzelnen Vektoren betrachten. Hierzu
wurden die Kinder nach Lebensaltern in zwei Gruppen eingeteilt, in die der
zehn- und elfjährigen Kinder, und in die der zwölf- bis vierzehnjährigen. So waren in der ersten Gruppe 12 Kinder (7
Jungen und 5 Mädchen) und in der zweiten Gruppe 4 Kinder (3 Mädchen und 1 Junge). Da in
der Gruppe der jüngeren Kinder mehr Schüler waren,
haben diese Ergebnisse größere Aussagekraft als die der Gruppe der älteren Kinder.
Die zehn- und elfjährigen Kinder wählten von den sechzehn angebotenen Vektoren vierzehn. Aus den Gebieten
"Erdkunde" und "Humor" wurde kein Titel notiert.
Die 120 Stimmen verteilen sich folgendermaßen: die meisten Stimmen fallen in den Vektor "Märchen", nämlich 23, das sind 19,2 % der Stimmen. Aus dem Gebiet "Pflanzen, Blumen,Tiere" wurden 16 Titel
gewählt, die 13,6 % ausmachen. Es folgen die Vektoren
"Abenteuer" mit 14 Stimmen (11,6 %) und "Familiäres" mit 13 Stimmen
(10,8). Diese vier Gebiete nehmen 54,2 %
aller Stimmen ein. Die weiteren 45,8 % entfallen auf die Gebiete "Krieg" (6,6 %), "Moralisches, Religiöses" (6,6 %), "Geschichte, Heimatgeschichte" (6,6 %) , "Geld" (5 %} , "Wandern" (4,1 %), "Technik" (4,1 %),
"Biographien" (3,3 %), "Soziales"
(3,3 %), "Arbeit" (2,5 %) und
"Heimatkunde" (2,5 %)
Ganz eindeutig bestand bei den zehn- und elfjährigen Jungen und Mädchen das größte Interesse an Märchen und Erzählungen. Bei der
Aussprache sagten die Kinder immer wieder: "Ich finde Märchen am besten." "Ich habe die Märchen gewählt, weil man ungefähr weiß, was drin steht, und dass es
wahrscheinlich schön ist." "Märchen könnte ich immerzu lesen." Nur zwei Kinder wählten gar keinen Titel aus dem Vektor "Märchen und Erzählungen". Und zwar sind es zwei Jungen, die
auch bei der vorangegangenen Befragung die Märchen "nicht
gut" und "langweilig" fanden.
Tiergeschichten wurden, wie schon auf Seite 64 erwähnt, von allen Kindern bis auf den Stadtjungen gewählt. AIs Grund für die Wahl der Tiergeschichten gaben die Kinder immer ihr
Interesse an Tieren an. Sie erwarteten jedoch von den ausgesuchten Büchern keine Abhandlungen über Lebensweise usw. der
Tiere, sondern Geschichten, in denen die Tiere treue Helfer und Freunde des
Menschen sind und viel Aufregendes, Lustiges oder Trauriges mit ihnen erleben.
Drei Kinder wählten keinen Titel aus
dem Vektor "Abenteuer und Entdeckungen", und zwar waren es zwei Jungen
und ein Mädchen. Bei den Jungen erwartet man nach sonstigen
Erfahrungen eigentlich nicht, dass sie aus diesem Gebiet kein Buch wählen. Und in diesem Fall ist das Bild etwas schief. Denn beide
Jungen wählten aus dem Vektor "Religiöses und Moralisches" je einen Titel, und zwar die Nummern 42
("Bruder Klaus von Unterwalden") und 50 ("Die Silberflotte oder
der Herr verlässt die Seinen nicht"). Bei der Aussprache ergab
sich, dass beide etwas Abenteuerliches und nichts Religiöses erwarteten. Der Junge, der die Nummer 50 wählte, sagte Folgendes: "Ich habe von Karl May 'Die versunkene
Flotte' gelesen. Das war sehr spannend. Dieses ist sicher so ähnlich. Vielleicht haben die Silber geladen und werden von Seeräubern überfallen."
Auf die Frage, was er unter "der Herr"
verstehe, antwortete er: "Das ist sicher der Kapitän, der. muss ja immer als Letzter vom Schiff gehen, wenn es
sinkt." Bei dem anderen Jungen verlief die Unterhaltung ähnlich, so dass man also sagen kann, dass alle Jungen Interesse an
Abenteuergeschichten hatten, während das eine Mädchen, das keinen Titel
aus dem Vektor "Abenteuer" wählte, wirklich, kein
Interesse für dieses Gebiet zeigte; denn bei der Aussprache
erwartete es genau das, was man normalerweise aus dem Titel sehen konnte.
Fünf Kinder (vier Jungen und ein Mädchen) wählten kein Buch aus dem Gebiet "Familiäres". Bei den meisten Jungen bestand sehr wenig Sinn für häusliche Angelegenheiten. Sie machten sich größtenteils kaum Gedanken über ihre Familien. Sie
nahmen sie als etwas Selbstverständliches, über das gar nicht geredet zu werden braucht, während die Mädchen schon sehr deutlich die Schwierigkeiten
innerhalb ihrer Familien sahen und sich Gedanken darüber machten. So erklärt es sich, dass die Mädchen weit öfter als die Jungen einen
Titel aus dem Gebiet "Familiäres" wählten.
Für alle anderen Gebiete bestand im Vergleich zu
diesen vier Gebieten wenig Interesse, da sie zum großen Teil für die Kinder unbekannt waren, wie zum Beispiel die
Vektoren "Geschichte", "Erdkunde", "Humor",
"Wandern" und "Biographien".
Interessant ist, dass die beiden
Bauernjungen als einzige je einen Titel aus dem Vektor "Arbeit" wählten. Alle anderen Kinder gingen über die Titel, in denen
etwas von Arbeit vorkam, schnell hinweg, soweit das während des Testes beobachtet werden konnte. Die beiden Kinder der
Landwirte wussten bereits ganz genau, dass ihre Väter hart arbeiten mussten, um jetzt einen ansehnlichen Hof zu
besitzen. Und sie waren die einzigen Kinder, die freiwillig bei der Arbeit auf
den Feldern halfen. Für sie war die Arbeit bereits ein Teil ihres Lebens,
so dass einer der beiden antwortete, als ich ihn nach
seinen Interessen an Büchern fragte: "Ja, wissen Sie, ich bin Bauer,
und da gibt es viel zu tun. Ich kann nicht dauernd sitzen und lesen."
Trennt man die Ergebnisse der Mädchen von denen der Jungen, erhält man zwei vollkommen
verschiedene Bilder.
Die Mädchen wählten von den sechzehn angebotenen Vektoren nur zwölf. Sie notierten keinen Titel aus den Gebieten
"Heimatkunde", "Humor", "Erdkunde" und
"Arbeit". Die Jungen ließen dagegen nur zwei
Vektoren ("Humor" und "Heimatkunde") völlig unbeachtet.
Bei den Mädchen fällt der ausgesprochen hohe Prozentsatz der gewählten "Märchen und Erzählungen" ins Auge, nämlich 26 %. Diese
Prozentzahl ist somit die höchste, die bei den Untersuchungen mit dem Bücherkatalogtest vorkommt. Und auffallend ist, dass die zehn- und
elfjährigen Mädchen aus dem Gebiet
"Familiäres" noch eine große Anzahl Titel notierten, nämlich 20 %. Es folgen dann die Vektoren
"Pflanzen, Blumen, Tiere" (12 %) und "Abenteuer,
Entdeckungen" (8 %). Diese vier Vektoren nehmen 64 % der gewählten Bücher ein. Bei den Jungen
nehmen die gleichen vier Gebiete nur 44,6 % ein, die sich folgendermaßen verteilen: "Märchen, Erzählungen" 14 %, "Abenteuer,
Entdeckungen" 14 %, "Pflanzen,
Blumen, Tiere" 12,4 %, "Familiäres" 4,2 %.
Die Mädchen konnten natürlich aus den übrig gebliebenen Vektoren nur wenige Titel wählen, so dass die Prozentzahlen niedrig sind. Sie betragen:
"Geld" 8 %, "Geschichte,
Heimatgeschichte" und "Astronomie, Physik, Technik" je 6 %, "Wandern" und "Biographien"
je 4 %, "Moralisches, Religiöses",
"Krieg" und "Soziales" je 2 %.
Bei den Jungen sind die restlichen Prozentzahlen höher, da sie aus den ersten vier Vektoren nicht so viele Titel wählten. "Krieg" und "Moralisches, Religiöses" je 1o %, "Geschichte, Heimatgeschichte" 9,1 %,
"Astronomie, Physik, Technik" und "Wandern" je 5,7
%, "Heimatkunde" 4,2 %, "Soziales" 4 %, "Arbeit"
3 %, "Geld" 2,8 % und "Biographien" 2,5 %.
Das Leseinteresse der zehn- und elfjährigen Mädchen war also wesentlich anders als das der
gleichaltrigen Jungen.
Man sah bei den Mädchen eine Konzentration
auf einige Gebiete, wogegen das Interesse der Jungen gestreuter war. Wie schon
erwähnt, nahmen bei den Mädchen vier Vektoren 64 % ein. Um die gleiche Prozentzahl bei
den Jungen zu erhalten, müssen sechs Vektoren herangezogen werden.
Bei diesem Test bestätigte sich auch, dass das
Interesse der Jungen am Märchen nicht mehr so groß war wie bei den Mädchen, dass die Jungen aber dafür sehr viel lieber Abenteuergeschichten lasen. Auf Grund von
Beobachtungen kann man sagen, dass das Interesse der zehn- und elfjährigen Jungen an Abenteuern größer war als am
Märchen, obwohl sie in beiden Vektoren die gleiche
Anzahl an Titeln wählten. Doch notierten sie auch 10 % aus dem Vektor "Moralisches,
Religiöses" und erwarteten eigentlich gar nichts in
dieser Hinsicht, sondern irgendetwas Abenteuerliches, so dass man einen Teil
aus diesem Vektor zu den Abenteuern zählen kann. Damit ist dann
die Zahl der "Abenteuer und Entdeckungen" größer als die Zahl der "Märchen und Erzählungen".
Es ist interessant, dass die Mädchen aus dem Gebiet "Familiäres" 20 % und aus dem Gebiet "Geld"
8 % wählten, was zusammen 28 % beträgt, die Jungen dagegen aus beiden Vektoren zusammen nur 7 %
notierten. In diesen Zahlen zeigt sich, dass sich die Mädchen schon sehr früh von Familie und
Haushalt angezogen fühlten. Die Mädchen in Eilum wurden auch viel häufiger zu Arbeiten im
Haus oder auf dem Hof als die Jungen herangezogen. Oft lag schon die ganze
Verantwortung für den Einkauf und die Zubereitung der Mahlzeiten bei
den Mädchen, so dass sie früh lernten, mit Geld
umzugehen, während die Jungen nur auf ihr Taschengeld zu achten
hatten. So war es ganz selbstverständlich, dass die Mädchen größeres Interesse an Büchern aus dem Vektor
"Familiäres" hatten als die Jungen.
Auch in der Einstellung zum Krieg zeigte sich schon
ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Die Jungen sagten
als Begründung ihrer Wahl einer Kriegsgeschichte: "Ein
Krieg ist spannend." "Mein Vater erzählt viel davon, wo er
Soldat war. Das höre ich gern, weil es so aufregend ist."
"Ich bin immer ganz aufgeregt, wenn sie im Film Krieg zeigen, dann drücke ich immer für eine Partei die Daumen, damit sie gewinnt. Am
liebsten wäre ich ja dabei." "Ich finde Soldaten
schick." Im Gespräch stellte sich heraus, dass sich die Jungen überhaupt keine Gedanken über die Folgen eines
Krieges machten, sie fanden alles "schick" und "toll". Die
Mädchen hatten größtenteils
Angst vor einem Krieg. Sie sagten: "Ich finde es nicht schön, wenn Menschen totgeschossen werden." "Meine Mutter
erzählt immer, wie schrecklich es im Krieg war, und das
möchte ich nicht erleben." "Ich höre im Fernsehen immer Nachrichten, und da reden sie oft vom Krieg,
und meine Eltern sagen immer, dass wir bestimmt
alle sterben, wenn die Russen kommen." "Wenn im Film etwas vom Krieg
ist, gucke ich meistens weg, weil das so ekelig ist, wenn sie da schießen und sterben." So ist es zu verstehen, dass die Jungen viele Titel aus dem Vektor "Krieg" wählten, während nur ein Mädchen eine
Kriegsgeschichte notierte (Nr. 43, Kriegsnot). Aber auch bei diesem Titel legte
das Mädchen die Betonung mehr auf Not als auf Krieg, so dass
man ihn in diesem Fall besser zu dem Vektor "Moralisches" zählt, womit die Mädchen dann keine Kriegsgeschichte gewählt hätten. Die Jungen dagegen notierten sieben Titel aus
dem Vektor "Krieg", das sind 10 %.
Auf allen anderen Gebieten bestand zwischen Jungen
und Mädchen noch kein so auffallender Unterschied. Auch
auf dem Gebiet der Technik nicht, bei dem man eigentlich annehmen müsste, dass die Mädchen gar kein Interesse hätten. Doch während des Landschulpraktikums stellte ich wiederholt
fest, dass die Mädchen in manchen
technischen Dingen besser als die Jungen informiert waren.
So kann man sagen, dass die Interessen der zehn- und
elfjährigen Jungen und Mädchen teils noch gleich waren, teils aber auch schon
einen großen Unterschied zeigten.
Die zwölf- bis vierzehnjährigen Jungen und Mädchen
wählten von den sechzehn angebotenen Vektoren nur elf. Nicht gewählt wurden die
Gebiete "Arbeit", "Humor", "Soziales",
"Moralisches, Religiöses" und "Erdkunde". Daher zeigten
sich natürlich in den anderen gewählten Vektoren hohe Prozentzahlen.
Das größte Interesse bestand bei dieser Gruppe offensichtlich
an Abenteuern und Entdeckungen. Die Kinder wählten 22,5 % aus diesem Gebiet. Es folgte der
Vektor "Pflanzen, Blumen, Tiere" mit 20 %. Erst an dritter Stelle lagen "Märchen und
Erzählungen" mit 17,5 %. Die
nächsten Gebiete waren "Technik" und "Wandern" mit je 7,5 %, dann folgten
"Familiäres", "Krieg", "Geschichte,
Heimatgeschichte" und "Biographien" mit je 5 % und "Geld" und
"Heimatkunde" mit je 2,5 %.
Es zeigte sich in dieser Altersgruppe eine noch größere Bestimmtheit in der Wahl der Titel. Den größten Raum nahm hierbei der Vektor "Abenteuer,
Entdeckungen" ein, nämlich 22,5 %. Dabei wählten alle Kinder
mindestens einen Titel, aus diesem Gebiet. Und zwar ist interessant, dass sich
bei jedem Kind die Anzahl der Abenteuer umgekehrt proportional zu der Anzahl
der Märchen und Erzählungen verhielt. Die
Kinder, die nur einen Titel aus dem Vektor "Abenteuer" wählten, notierten drei oder vier Bücher aus dem Gebiet
"Märchen, Erzählungen" und
umgekehrt. Doch war das Interesse an Abenteuern im Ganzen gesehen größer. Die Kinder sagten: "Abenteuer finde ich am besten, die
sind wenigstens wahr. Aber Märchen sind auch mal ganz schön." "Ich weiß ja, dass es nur Märchen sind, dass es also das alles nicht
geben kann, aber so zwischendurch lese ich auch ganz gern welche. Aber am
besten sind Abenteuergeschichten." "Abenteuer sind spannend, Märchen sind schön. Ich finde beides gut und lese darum auch
beides." Das Interesse am Märchen bestand also noch,
obwohl auch die Abenteuer schon beliebt waren.
Das Interesse an der Natur war bei den zwölf bis vierzehn Jahre alten Kindern groß. Und zwar nicht nur an Tieren, sondern auch an Pflanzen. Wohl überwogen die Tiergeschichten, aber es sind einige Abhandlungen über Pflanzen gewählt worden, während bei den zehn- und
elfjährigen Kindern aus dem Vektor "Pflanzen,
Blumen, Tiere" nur Tiergeschichten Interesse fanden.
Das Familiäre trat bei den älteren Schülern in den Hintergrund. Man kann nicht sagen, dass
für dieses Gebiet kein Interesse bestand, doch wurde
das Familienleben als Selbstverständlichkeit genommen. Die
Sorgen und Freuden waren etwas Alltägliches geworden, über das man keine großen Worte mehr verliert.
Es interessierten eigentlich nur noch die markanten Stationen einer Familie,
wie Geburt, Hochzeit und Tod.
Einige Beachtung fand auch das Gebiet
"Wandern". Doch erstreckte sich dieses Interesse wohl nur auf die
Lektüre, denn bei der achttägigen Klassenfahrt in die
Heide war zu beobachten, dass gerade die größeren Kinder
bei Wanderungen am faulsten waren und bei jedem kurzen Fußmarsch murrten.
Dagegen bestand das Interesse an der Technik auch in
der Wirklichkeit. Die Kinder konnten alle mit landwirtschaftlichen Maschinen
umgehen und verstanden etwas von deren Betreuung, da sie sich auch für einfache physikalische Gesetze interessierten. Die Astronomie,
die ja ebenfalls in dieses Gebiet gehört, hatte gar keine
Bedeutung für die Kinder.
Von dem Vektor "Krieg" fühlten sich die zwölf- bis vierzehnjährigen Kinder noch
weniger angezogen als die zehn- und elfjährigen. Aus diesem Gebiet
wurden gewählt: Nr. 58 ("Die Hunnenschlacht") und Nr.
116 ("Die Eroberung von Mexiko"). Bei der Aussprache ergab sich
jedoch, dass das Kind, das die Nummern gewählt hatte, weniger eine Darstellung der Schlachten erwartete als
eine historische Erzählung. Es sagte: "Hunnenschlacht? Von den
Hunnen habe ich schon etwas gehört. Die sollen ja so entscheidend gewesen sein. Ich
möchte gern noch mehr über diese Zeit
wissen." "Die Eroberung von Mexiko ist wohl schwer gewesen. Die
Eingeborenen haben sich bestimmt nicht alles gefallen lassen. Wie das aber nun
genau vor sich gegangen ist, weiß ich nicht, möchte ich aber gern wissen. ... Da schreiben sie auch sicher, wie
das früher in Mexiko war. Ist bestimmt interessant und ich
möchte gern darüber etwas lesen."
Man könnte also die wenigen Titel, die aus dem Gebiet
"Krieg" gewählt wurden, zu dem Vektor "Geschichte" zählen.
Von Biographien wurden die Kinder auch angesprochen,
und zwar mehr als die zehn- und elfjährigen. Dagegen nahm das
Interesse am Geld ab. Die Anteilnahme an der Heimatkunde war bei beiden Gruppen
gleich groß.
In der Gruppe der zwölf- bis vierzehnjährigen Kinder ist ein Vergleich der Interessen von Jungen und Mädchen nicht möglich, da sich nur ein Junge darunter befand. Auf
die Mädchen sei jedoch näher eingegangen.
Bei den Mädchen fanden die Titel
aus dem Vektor "Pflanzen, Blumen, Tiere" die größte Beachtung. Sie wählten daraus 23,3 %. Es folgten die Gebiete "Abenteuer,
Entdeckungen" mit 20 % und
"Märchen, Erzählungen" mit 16,6 %. Aus dem Vektor "Wandern* wählten die Mädchen 10 %,
aus den Vektoren "Familiäres",
"Technik" und "Biographien" je 6,6 %. An letzter Stelle standen die Gebiete "Geschichte",
"Geld" und "Heimatkunde" mit je 3,3 %.
Das größte Interesse
bestand, bei den Mädchen offensichtlich an Titeln aus dem Vektor
"Pflanzen, Blumen, Tiere", und zwar an Pflanzen und Blumen genau so
wie an Tieren. Sie sagten: "Wir haben in der Schule im
Naturkundeunterricht über einige Pflanzen gesprochen, wie sie gebaut sind,
wie sie leben und so. Das finde ich gut, und darum möchte ich darüber etwas lesen." "Ich sammele Pflanzen
und lese daher auch mal gern etwas darüber." "Ich mag
Blumen gern." Bei den Tiergeschichten trat immer wieder, wie auch bei den
Zehn- und Elfjährigen, das Interesse auf. Doch nicht nur an Tiererzählungen, sondern auch an Beschreibungen von einfachen biologischen
Tatsachen, wie zum Beispiel Körperbau und Lebensweise eines Tieres.
Auch die Mädchen zeigten Interesse für Abenteuer und Entdeckungen. Sie wählten aus diesem Gebiet 20
%, womit erwiesen ist, dass Abenteuergeschichten
nicht nur etwas für Jungen sind.
Erst an dritter Stelle folgten die Titel aus dem
Gebiet "Märchen und Erzählungen". Die Mädchen fanden zwar noch Interesse an den Märchen, doch war ihre Bedeutung nicht mehr so groß wie bei den zehn- und elfjährigen Mädchen, die 10 % mehr,
also 26,6 % aus diesem Vektor
notierten.
Auffallend war, dass die Mädchen auch Interesse an dem Gebiet "Astronomie, Physik,
Technik" hatten, und zwar zeigten sie an diesem Vektor genau so viel
Interesse wie an Familiärem und Biographien. Neben dem rein Menschlichen
spielte erstaunlicherweise auch die kalte Welt der Physik und der Technik eine Rolle.
An Geschichte, Heimatkunde und Geld zeigten die Mädchen kaum Interesse. Dies ist erstaunlich. Man sollte eigentlich
annehmen, dass die Heimatkunde bei den Dorfkindern eine Rolle spielte. Aber
offensichtlich war dieses nicht der Fall.
Der vierzehnjährige Junge wählte seine Titel nur aus sieben Vektoren. Und zwar folgendermaßen:
2 "Abenteuer, Entdeckungen"
1 "Märchen, Erzählungen"
2 "Krieg"
1 "Tiergeschichte"
1 "Geschichte"
1 "Geld"
1 "Biographien, Schicksale"
1 "Astronomie, Physik, Technik"
Es fehlen die Vektoren "Familiäres", "Wandern" und "Heimatkunde", die
bei den Mädchen zu finden waren Dagegen wählte der Junge zwei Titel aus dem Gebiet "Krieg", das
von den Mädchen nicht beachtet wurde. Doch müsste man, wie schon auf Seite 75 gesagt wurde, die Titel in diesem
Fall zur "Geschichte" rechnen, so dass man sagen kann, dass der Junge
kein Interesse am Krieg zeigte.
Zu dem gewählten Märchen ist zu sagen, dass es sich um die Nummer 44
("Nordisch-germanische Götter- und Heldensagen") handelt. Der Verfasser
des B-K-T zählt diesen Titel zu den Märchen, doch wäre es vielleicht besser gewesen, einen Vektor
"Sagen" einzurichten. Denn an Märchen hatte der Junge gar
kein Interesse. So gibt es aber ein falsches Bild.
Die größte Beachtung
fanden bei dem Jungen die Titel aus dem Gebiet "Abenteuer,
Entdeckungen". Doch war er keineswegs nur in die Abenteuer verbohrt , sondern hatte durchaus auch Sinn für andere Gebiete, wie seine Wahl eindeutig zeigt.
C. Zusammenfassung
Aus den Untersuchungen ergab sich ein ganz anderes
Bild der Kinder, als es in der maßgebenden Literatur sonst
gezeichnet wird. Die Kinder waren zwar von Natur aus träge, sie brauchten auch stärkere Impulse als die
Stadtkinder, um eine Leistung zu vollbringen, doch war bei richtiger Anleitung
ihr Interesse an vielen Dingen genau so groß wie das der Kinder aus
der Stadt. Zum Teil lassen sich diese Tatbestände aus der Struktur des
Dorfes erklären, zum Teil kann man sie aber auch als Verdienst
des in Eilum tätigen Lehrers ansehen.
Das literarische Interesse war bei den Eilumer Kindern unerwartet groß. Sie lasen nahezu alle gern, bei vielen Kindern war das Lesen die
Lieblingsbeschäftigung. Die Einstellung der Eltern zum Lesehunger
der Kinder war geteilt. Manche Eltern standen dem Interesse der Kinder durchaus
positiv gegenüber, einigen war es gleichgültig. Erfreulicherweise war jedoch kein Erwachsener gegen das
Lesen.
Dem Interesse an der Literatur entsprechend war auch
der Bücherbesitz der Kinder.
Das Interesse an den einzelnen Buchtypen war auf den
verschiedenen Altersstufen jeweils anders. Am Märchen bestand das
lebhafteste Interesse bei den sechs-, sieben- und achtjährigen Kindern. Mit zunehmendem Alter wurde es laufend geringer,
und zwar bei den Jungen stärker als bei den Mädchen. Es zeigte sich, dass das Märchenalter etwa bis zu den Zehnjährigen dauerte. Danach bestand ebenfalls noch Interesse am Märchen, vielleicht mehr als bei den Stadtkindern. Doch von einem Märchenalter konnte man nicht mehr sprechen, denn das Interesse an
realistischen Erzählungen war mindestens genau so groß. Die Märchen wurden zwar noch beibehalten, doch setzte das
Abenteueralter bei den Elfjährigen ein und dauerte bis zu den Vierzehnjährigen.
Die Comics waren vor allen Dingen bei den zehn- und
elfjährigen Jungen beliebt. Nahezu alle Jungen lasen in
diesem Alter mit Begeisterung Comics. In den anderen Altersgruppen war das
Interesse an den Heften nicht so groß, weil die Inhalte nicht
gefielen. Bildgeschichten an sich wurden von allen Kindern positiv bewertet;
denn auf die Frage, ob sie eine Geschichte lieber als Buch oder als
Comic-Heft lesen würden, sprachen sich 90 % der Kinder für die Comics aus. Sie sagten, sie würden viel lieber Bilder sehen, weil das schneller ginge und nicht
so mühsam sei. Sie würden wohl auch viel mehr
lesen, wenn sie gute Comics bekommen könnten. Die Form der
Comics wurde also bevorzugt. Vielleicht wäre hier eine Möglichkeit, den Kindern Stoff, zum Beispiel aus der Geschichte,
nahe zu bringen, der sonst von ihnen gemieden wird.
An Sagen bestand schon bei einem Teil der siebenjährigen Eilumer Kinder Interesse, das bei
den dreizehnjährigen und vierzehnjährigen seinen Höhepunkt erreichte. Es wurden zwar im Verhältnis zu den anderen Buchtypen wenig Sagen gelesen, doch war ein
Interesse auf allen Altersstufen eindeutig zu erkennen.
Die Mädchenbücher waren nur bei sehr wenigen Mädchen beliebt. Von dem größten Teil wurden sie abgelehnt. Wenn sie trotzdem gelesen wurden,
geschah es nur aus Neugier. Doch waren die Mädchen meistens enttäuscht.
Groschenhefte waren glücklicherweise nicht
beliebt. Von den elfjährigen Jungen wurden sie zwar zum Teil gelesen, doch
erlahmte das Interesse bei den älteren rasch.
Jugendbücher wurden von einigen
elf- und zwölfjährigen Kindern, von allen dreizehn- und vierzehnjährigen gelesen. Von einigen Kindern wurde bedauert, dass sie nicht viel mehr Jugendbücher in die Hand bekommen
könnten.
Illustrierte wurden von dem größten Teil der Kinder gelesen, während für Tageszeitungen hauptsächlich die älteren Kinder Interesse zeigten.
Bei der Befragung über den gelesenen Stoff
innerhalb von vier Wochen wurde die Stärke des Interesses an den
einzelnen Buchtypen festgestellt. Dabei ergab sich, dass von den sechsjährigen Kindern die meisten Märchen gelesen wurden, von
den vierzehnjährigen die wenigstens. Das Lesen der Tiergeschichten
nahm bis zum neunten Lebensjahr zu, danach wieder ab. Comic strips
wurden von den Sieben- bis zu den Vierzehnjährigen gelesen, der größte Anteil an Comics bestand bei den Elfjährigen. Der Anteil der Sagen blieb durch alle Jahrgänge hindurch konstant. Das Interesse an Zeitungen und
Abenteuergeschichten nahm bis zum vierzehnten Lebensjahr laufend zu. Mädchenbücher stellten nur bei den zwölf- und dreizehnjährigen Mädchen einen Schwerpunkt dar. Groschenhefte befanden
sich nur unter dem Lesestoff der elf Jahre alten Jungen. Der Anteil der Jugendbücher wurde von den Elfjährigen an ständig größer.
Die Interessen der Kinder waren in der Gruppe der
sechs-, sieben- und achtjährigen bei Jungen und Mädchen gleich. Je älter die Kinder wurden, desto mehr strebten ihre
Leseinteressen auseinander.
Bei der Auswertung des Bücherkatalogtestes wurden die gleichen Ergebnisse wie bei der freien
Unterhaltung festgestellt.
Verzeichnis der Anmerkungen
1)
Ch. Bühler: Kindheit und Jugend, S. 2
2)
Ch. Bühler: Kindheit und Jugend, S. 305
3)
Ch. Bühler: Kindheit und Jugend, S. 305
4)
O. Kroh: Entwicklungspsychologie
des Grundschulkindes, S. 135
5)
W. Hansen: Die Entwicklung des kindlichen Weltbildes, S. 278
6)
Ch. Bühler: Das Märchen und die Phantasie des Kindes, S. 5
7)
W, Hansen: Die Entwicklung des kindlichen Weltbildes, S. 368
8)
Ch. Bühler: Das Märchen und die Phantasie des Kindes, S. 21
9)
Ch. Bühler: Kindheit und Jugend, S. 305
10)
O. Kroh: Entwicklungspsychologie
des Grundschulkindes, S. 135
11)
Ch. Bühler: Kindheit und Jugend, S. 223
12)
Ch. Bühler: Das Märchen und die Phantasie des Kindes, S. 6
13)
W, Hansen: Die Entwicklung des kindlichen Weltbildes, S. 372
14)
Ch. Bühler: Kindheit und Jugend, S. 305
15)
P. Bode und H. Fuchs: Psychologie des Landkindes, S. 37
16)
Ernst Heywang: Das Landkind, S. 14
17)
P. Bode und H. Fuchs: Psychologie des Landkindes, S. 37
18)
H. Hetzer: Kind und Jugendlicher auf dem Lande, S. 68
19)
Ernst Heywang: Das Landkind, S. 45
20)
Ernst Heywang: Das Landkind, S. 46
21)
H. Hetzer: Kind und Jugendlicher auf dem Lande, S. 80
22)
H. Hetzer: Kind und Jugendlicher auf dem Lande, S. 80
23)
H. Hetzer: Kind und Jugendlicher auf dem Lande, S. 76
24)
H. Hetzer: Kind und Jugendlicher auf dem Lande, S. 80
25)
H. Hetzer: Kind und Jugendlicher auf dem Lande, S. 80
Literaturverzeichnis
1. Paul
Bode und Hans Fuchs,
"Psychologie des Landkindes"
Pädagogischer Verlag von Hermann Schroedel,
Halle a.d.S.
1928, zweite Auflage
2. Ernst
Heywang
"Das Landkind"
Verlag von Ernst Wunderlich, Leipzig
1924, zweite Auflage
3. Hildegard
Hetzer und Georg Morgenstern
"Kind und Jugendlicher auf dem Lande"
Verlag Dr. Piorkowski, Lindau (Bodensee), 1952
4. Charlotte
Bühler
"Kindheit und Jugend"
Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1928
5. Charlotte
Bühler
"Das Märchen und die Phantasie des Kindes"
Verlag Ambrosius Barth, Leipzig
1929, dritte Auflage
6. Wilhelm
Hansen
"Die Entwicklung des kindlichen Weltbildes"
Kösel-Verlag,
München
1949, zweite Auflage
7. Oswald
Kroh
"Entwicklungspsychologie des Grundschulkindes"
Verlag Hermann Beyer und Söhne, Langensalza
1944-, dreizehnte bis neunzehnte Auflage
8. Schule und Psychologie
Jahrgang 1954, Heft 3
Blättner
"Jugend und Buch"
9. Charlotte
Bühler
"Das Seelenleben des Jugendlichen"
Verlag von Gustav Fischer, Jena
1927, vierte Auflage
10. Engel-Marie
Taacke
"Untersuchungen über das literarische Interesse der Dorfjugend"
Schriftliche Arbeit zur 1. Lehrerprüfung für das Lehramt an Volksschulen
o.J.
Ich versichere, dass die vorliegende Arbeit ohne
fremde Hilfe angefertigt wurde und dass ich außer der von mir angegebenen Literatur keine weitere benutzt habe.
Die wörtlich übernommenen Stellen sind
als solche gekennzeichnet.
(Rose-Marie Rodenstein)